Welchen Effekt hatte das 49-Euro-Deutschlandticket auf das Mobilitätsverhalten in der Region Stuttgart?

Wir beantragen bis Ende des Jahres 2023,

  1. einen Bericht von VVS und SSB, welche Wirkung die Einführung des 49-Euro-Deutschlandticket auf das Verkehrsverhalten in der Region Stuttgart hatte.
  2. eine Analyse, wie viele Fahrten vom motorisierten Individualverkehr auf den ÖPNV verlagert wurden.
  3. eine Einschätzung von VVS, SSB und Verwaltungsspitze, wie sie die Wirkung des 49-Euro Deutschlandtickets auf das Mobilitätsverhalten einschätzen.

Begründung:

Sinkende Preise im ÖPNV sorgen dafür, dass mehr Menschen diese klimafreundliche Form der Mobilität nutzen. Mit dieser Überzeugung sind wir schon sehr lange vor dem 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 aufgetreten und haben uns daher immer gegen Fahrpreiserhöhungen im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) gestellt. Bereits im Nachgang zum 9-Euro-Ticket war im Nachrichtenmagazin der Spiegel am 29. August 2022 zu lesen: „9-Euro-Ticket spart fast zwei Millionen Tonnen CO₂ ein. Das auslaufende Billigticket hat deutlich mehr zur Verkehrswende beigetragen als erhofft. Laut der Schlussbilanz der Verkehrsunternehmen wurden etliche Autofahrten ersetzt und so die Klimabilanz verbessert“. Die im Spiegel zitierte Studie des Verbands der Verkehrsunternehmen hat unter anderem ermittelt, dass 10 Prozent der Käufer:innen des 9-Euro-Tickets auf mindestens eine ihrer täglichen Autofahrten verzichteten. Damit hat das 9-Euro-Ticket nicht nur einen Beitrag zur Verkehrswende geleistet, sondern auch gezeigt, dass die Senkung oder Abschaffung der Ticketpreise im ÖPNV ein wichtiger Faktor für die Verkehrswende ist.

Eine Studie der Fachhochschule Erfurt zur Wirkung des 9-Euro-Tickets bestätigt dies: „Zugleich konnte die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel bei den Befragten unabhängig vom Einkommen deutlich gesteigert werden. Gleichzeitig waren die Befragten vor allem weniger mit dem Pkw unterwegs (…)“. (s. Claudia Hille und Matthias Gather, Oktober 2022: „Das 9-Euro-Ticket hat mir gezeigt, dass man nicht alleine sein muss.“)

Eine aktuelle Untersuchung des Mobilfunkanbieters O2 Telefónica untermauert diese Annahme anhand von 44 Millionen Mobilfunkanschlüssen auch für das 49-Euro-Deutschlandticket: Deutschlandweit wurden Fahrten ab 30 Kilometern Länge analysiert. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 rund 170 00 zusätzliche Reisende auf den ÖPNV gewechselt sind. Die Studie führt weiter aus: „Seit Einführung des Deutschlandtickets ist die Zahl der werktäglichen Pendlerfahrten mit dem Zug um mehr als ein Viertel (27,5 Prozent) gestiegen. Das Auto bleibt dafür öfter stehen: Im Vergleich zum Juni 2019 ist die Zahl der längeren Pendlerfahrten mit dem Auto um 11,8 Prozent gesunken.“   Gleichzeitig ist aber auch deutlich geworden, dass der Erfolg des 9-Euro-Tickets unerreicht bleibt: „Mit der Einführung des 9-Euro-Tickets stieg die Zahl der täglichen Zugfahrten um durchschnittlich 27,1 Prozent gegenüber Juni 2019. Zum Vergleich: Das Deutschlandticket brachte es im Vergleichszeitraum auf 11,2 Prozent mehr Zugreisen. Das 40 Euro günstigere Ticket konnte das Mobilitätsverhalten der Deutschen also sichtlich stärker vom Bahnfahren überzeugen.“

Damit wird verdeutlicht, dass der Ticketpreis eine erhebliche Rolle bei der Wahl des Verkehrsmittels spielt und weitere Ticketpreiserhöhungen wie zum 1. September im VVS Gift für die Verkehrswende sind. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, wie sich das Mobilitätsverhalten in der Region Stuttgart seit der Einführung des 49-Euro-Deutschlandtickets entwickelt hat. Daher fragen wir: Wie viele Fahrten mit dem Pkw wurden in der Metropolregion Stuttgart auf dem ÖPNV verlagert?