Sexismus: Wie hoch war die Zahl der sexuellen Übergriffe auf dem Cannstatter Wasen beim Frühlingsfest?

Wir fragen und bitten um schriftliche Antworten:

  1. Wie viele Vorfälle von sexueller Beleidigung, Belästigung, Nötigung, Vergewaltigung oder anderen Vorfällen von Gewalt, insbesondere gegen Frauen, wurden im Zeitraum und im Zusammenhang des Frühlingsfests 2023 den Veranstaltern oder der Polizei bekannt gegeben und wie viele wurden zur Anzeige gebracht?
  2. Welche Maßnahmen wurden getroffen, um die objektive Sicherheit und das subjektive Sicherheitsempfinden – besonders für/von Frauen – vor sexualisierter Gewalt beim Cannstatter Volks- und Frühlingsfest zu erhöhen.
  3. Wie hat sich die Zahl der sexuellen Beleidigung, Belästigung, Nötigung, Vergewaltigung sowie anderer Vorfällen von Gewalt insbesondere gegen Frauen entwickelt. Dabei interessiert uns der Vergleich vor allem im Zusammenhang mit dem Frühlingsfest zu Zeiten vor der Corona-Pandemie?

Wir beantragen:

  1. Die Stadt gibt eine wissenschaftliche Studie zur Erhebung der Dunkelziffer von sexuellen Gewalttaten auf dem Wasen bzw. Frühlingsfest in Auftrag, da die Anzeigen dieser Delikte bei der Polizei nur die Spitze des Eisbergs offenbaren.

Begründung:

Laut dem Bericht des Polizeipräsidiums Stuttgart entfielen von den mehr als 9.000 Straftaten in Bad Cannstatt im Jahr 2015 allein 2.050 (26%) Straftaten auf den Cannstatter Wasen. Laut Presseberichten wurde während des Volksfests und des Frühlingsfests auf dem Cannstatter Wasen im Jahr 2015 eine 18-jährige Frau vergewaltigt und zwei kleine Mädchen sexuell belästigt. Aus der Statistik der Polizei ging nicht hervor, welche der 2.050 Straftaten Sexualdelikte waren.

Aus Presseberichten und Überlieferungen von betroffenen Frauen wird regelmäßig über ein erschreckendes Ausmaß von Sexismus auf dem Wasen berichtet. So wurde eine Souvenirverkäuferin wie folgt zitiert: „Am schlimmsten war die Anmache durch besoffene Festzeltbesucher. Da kamen Sprüche von „Du bist so hübsch!“ und „Gibst du mir deine Handynummer“ bis zu „Was kostest du?“ und „Wollen wir ficken?“ Solche Sachen lallten junge Typen an mich ran, aber auch Männer, die mein Vater oder sogar mein Großvater sein könnten. Ich kapiere nicht, wie man einer Souvenirverkäuferin ein sexuelles Arrangement vorschlagen kann.“

Im Zusammenhang mit dem Cannstatter Wasen im Herbst 2022 berichtete die Polizei von einer sinkenden Zahl an Straftaten. Die Ausnahme aber zeigte sich: die Zahl der Fälle sexueller Belästigung war im Vergleich zum 2019 weitgehend gleichgeblieben. Hier zeigt sich, dass es weiterhin dringenden Handlungsbedarf im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen insbesondere gegenüber Frauen gibt.