Nach der Ausstellung „Sieh dir die Menschen an!“ präsentiert das Kunstmuseum Stuttgart mit „Grafik für die Diktatur“ eine weitere hochpolitische Ausstellung. Unsere Fraktion hat sie besucht. Die Grafiksammlung war ein Baustein für ein von den Nationalsozialisten geplantes städtisches Kunstmuseum. Die Sammlung orientierte sich an einem völkischen, nationalistischen und rassistischen Weltbild, das sich in vielen der ausgestellten Exponate unschwer erkennen lässt. Eine blonde Mutter mit Baby vor einem Kornfeld. Ein „Revolutionär“ mit Gewehr vor wehender NS-Fahne. Das harmlose Aquarell „Reichsgartenschau“, lässt einen frösteln bei dem Gedanken, dass von der Gartenschau später die Deportationen jüdischer Mitbürger*innen ausgingen. Die unter die Haut gehende Kohlezeichnung „Gaskammer“ von Shmuel Shapiro ist dagegen nicht nur eine ungeschminkte Darstellung diktatorischen Grauens sondern auch ein Zeugnis wieder gewonnener Kunstfreiheit nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches.
Die hochspannende Ausstellung regt zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit an, um nicht in deren Fallen zu tappen. In Zeiten, in denen die CDU mit der AFD kuschelt und nach der Wahl nichts anderes zu tun hat, NGOs wie BUND und Greenpeace zu diskreditieren, erinnert „Grafik für die Diktatur“ daran, was für ein kostbares Gut eine freie Politik- und Kulturlandschaft ist. Letztere als politisches Korrektiv zu erhalten ist uns als Fraktion ein Anliegen, weshalb wir uns auch in den kommenden Haushalts-Beratungen wieder ausdrücklich für eine auskömmliche Förderung der Stuttgarter Kulturinstitutionen einsetzen werden.