Lehren aus Lützerath?

Was hat Lützerath, 370 Kilometer von Stuttgart entfernt, mit uns zu tun? Vom Braunkohle-Tagebau des profitgierigen Energiekonzerns RWE bedroht, wurde der Ort in den letzten Tagen unter Einsatz massiver Gewalt geräumt und zerstört. Lützerath ist zum Symbol einer ignoranten Klimapolitik geworden. Wie bitte, wollen wir das 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens einhalten, wenn unvermindert die dreckigste Form der Energieerzeugung (Braunkohleverstromung) fortgesetzt wird?

Stuttgart bezieht vier Fünftel seines Stroms von Anbietern außerhalb seiner Gemarkung. Somit fließt auch in Stuttgart Strom, der aus Braunkohle gewonnen wird. Solange die grundlegende Einsicht in Bund und Land fehlt, dass es ein ‚Weiter so‘ in Sachen Klimapolitik nicht mehr geben darf, wird jegliches Klimaneutralitätsziel auf kommunaler Ebene durch die fortgesetzte und forcierte Braunkohleverstromung auf Landes- und Bundesebene konterkariert.

Auch in Stuttgart wird entgegen aller hehren Klimabeschlüsse in weiten Teilen einfach so weitergemacht wie bisher: vor 40 Jahren hatte die Stadt die große Schleyer-Halle für Veranstaltungen gebaut. Jetzt soll sie – wenn es nach den Wünschen der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart geht – abgerissen und neu gebaut werden, zum Beispiel weil die Deckenhöhe angeblich nicht mehr zeitgemäß sei.

Es muss Schluss sein mit dem immer Höher–Weiter–Schneller-Wettbewerb! Solche Pläne sind unter Klima- und Ressourcenschutz vollkommen aus der Zeit gefallen. Ist das bei vielen Entscheider:innen immer noch nicht angekommen? Wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen, dann verzichten wir auf solche hochtrabenden Pläne und investieren Zeit, Personal und Geld in die dringend benötigte Energie- und Mobilitätswende.