Helmut Hoss

Mit Technikglaube gegen CO2?

Die Unternehmensberatung McKinsey attestiert der Stadt Stuttgart, sie könne Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 schaffen. Klingt gut. Aber wozu brauchen wir ein Gutachten, dass dies angeblich wirtschaftlich und sozialverträglich gehen soll? Ob wir wollen oder nicht: wir MÜSSEN so schnell wie möglich klimaneutral werden. Mit dem vorgelegten Bericht wurde wieder nur Zeit verschwendet. Ob McKinsey bis Anfang Juli noch umsetzbare Maßnahmen liefert, die im Wirkungskreis der Stadt liegen, bleibt abzuwarten.

Dass die Unternehmensberater das Problem der Klimakrise über Technologien lösen wollen, überrascht wenig. So glauben die Wirtschaftsberater, dass wir im Mobilitätssektor mit einer Antriebswende zur E-Mobilität Klimaneutralität erreichen könnten. Sie gehen davon aus, dass ab dem Jahr 2026 ausschließlich Elektroautos verkauft werden. Und warum Klimaneutralität erreichbar sein soll nahezu ohne Verkehrsverlagerungen vom Autoverkehr hin zum Umweltverbund, ist sehr fragwürdig. Seriöse Studien gehen von einer notwendigen Reduktion des Autoverkehrs zwischen 50 und 85 Prozent aus. Fraglich ist auch, warum der Mobilitätssektor laut McKinsey für lediglich 14 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sein soll. Im Land Baden-Württemberg sind es 29 Prozent.

Eine grundlegende Kritik muss sich McKinsey noch gefallen lassen: Die Methode, nur die CO2-Emissionen innerhalb der Stuttgarter Gemarkung zu berechnen, führt dazu, dass unser tatsächlicher CO2-Ausstoß z.B. über den Kauf von Produkten, die woanders produziert werden, schöngerechnet wird.

Wir stimmen mit McKinsey aber darin überein, dass es für eine schnelle Umsetzung auch organisatorische Konsequenzen braucht: Wir brauchen jetzt ein schlagkräftiges Klimareferat!