Klimafreundliche Ernährung, keine Lebensmittelverschwendung

Wir beantragen:

  1. Die Stadt Stuttgart richtet bei der Stabsstelle Klimaschutz des Oberbürgermeisters eine unbefristete EG 13-Stelle ein, die den Bereich klimafreundliche Ernährung bearbeitet.
  2. In städtischen Gebäuden sollen nach Möglichkeiten sogenannte Fairteiler für Foodsharing geschaffen werden.
  3. Das Thema „Kampf gegen Lebensmittelverschwendung“ und „Klimagerechte Ernährung“ wird in dem Ausschuss für Klima und Umwelt behandelt. Dort wird wenigstens einmal jährlich über die Fortschritte bei der Verringerung der Treibhausgase im Bereich Ernährung berichtet. Vertreter:innen der entsprechenden Initiativen werden dazu eingeladen.
  4. Der Umweltpreis 2022 wird unter das Motto „Kampf gegen Lebensmittel-Verschwendung“ gestellt und entsprechend beworben.

Begründung:

Bei der Produktion, der Lagerung und dem Transport von Lebensmitteln entstehen riesige Mengen an CO2. Wenn diese Waren weggeworfen werden, wurde das Kohlendioxid völlig sinnlos emittiert. Nach der Studie des Thünen-Instituts und der Universität Stuttgart aus dem Jahr 2019 entsorgt jeder Bundesbürger 75 Kilo an eigentlich noch genießbaren Lebensmitteln pro Jahr – das macht, wenn man die Verluste in der Produktion und im Handel mitrechnet, zwölf Millionen Tonnen allein in Deutschland, vor allem Obst und Gemüse, die Reste von Selbstgekochtem sowie Brot. Laut einer etwas älteren Analyse des WWF sind es sogar 18 Millionen Tonnen.

Die Bedeutung des Themas steht also außer Frage. Der Schwerpunkt der Stelle zum Thema „Klimafreundliche Ernährung“ ist, Möglichkeiten zur Einsparung von Treibhausgasen im gesamten Sektor rund um die Ernährung in Stuttgart zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zur Umsetzung zu erarbeiten. Dabei soll zuerst eine inhaltliche Gesamtkonzeption erstellt werden. Diese betrachtet die gesamte Kette von Nahrungsmittelproduktion über Verarbeitung, Lagerung, Transport, Distribution bis zum Endverbrauch in Haushalt und Gastronomie. Aspekte einer nachhaltigen Nahrungsproduktion und -nutzung (z.B. ökologische Produktion, regionale Produkte, etc.) sowie soziale Gesichtspunkte sind mit zu berücksichtigen.

Besonderes Augenmerk soll auf der nachhaltigen Bekämpfung von Lebensmittel-Verschwendung liegen. Die ehrenamtlich Tätigen die bei der Rettung von überschüssigen Lebensmitteln wie Foodsharing und Tafelläden beteiligt sind, werden mit einbezogen, um die Bedarfe zu erfassen und zu decken, z.B. bei der Einrichtung weiterer „Fairteiler“. Foodsharing kommt vor allem durch fehlende Weiterverteilmöglichkeiten an Grenzen. Daher ist es nötig, dass die Stadt sich unterstützend einbringt, um mehr Verteilstellen zu schaffen. Ziel ist, dass es in jedem Stadtteil möglichst fußläufig einen Fairteiler gibt. Die Stadt soll eigene Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, soweit möglich, und die Kosten für deren Einrichtung und einen Teil der Pflege übernehmen. Im Bürgerhaushalt kam Vorschlag Nr. 62657 „Lebensmittel retten und verteilen hilft dem Klima und den Menschen“ auf Platz 16.

Des Weiteren müssen Erzeuger:innen und Unternehmen entlang der Distributionskette informiert und motiviert werden, wie sie Lebensmittelabfälle vermeiden und Überschüsse dem menschlichen Verzehr erhalten können. Geeignete Maßnahmen (Plattform zu mehr Nachhaltigkeit, Datenbank für Best Practice, Umweltzertifizierungen, Vortagsbäckereien u.v.m.) sind z.B. in einer Studie der Uni Stuttgart zu finden. („Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland“, iswa, 2012)