Auseinandersetzung zwischen Jugend und Polizei: Verweilverbot und Treppensperrung sind kontraproduktive Scheinlösungen

Nach den Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei am vergangen Wochenende werden wieder die untauglichen Rufe nach autoritären Maßnahmen laut. So fordert die CDU noch mehr Videoüberwachung, OB und Ordnungsbürgermeister reden von Verweilverboten und Freitreppensperrung.

„Die Antworten von Verwaltungsspitze, Polizei und CDU sind weder angemessen noch geeignet, solche enthemmten Konfrontationen in Zukunft zu vermeiden. Wenn medial tagelang euphorisch abfeiert wird, dass jetzt der Aufbruch in die große Konsum-“Freiheit” kommt, muss man sich nicht wundern, dass das unter Alkohol am späten Abend entgleist. Weder Videoüberwachung noch martialische Polizeiauftritte konnten verhindern, dass sich das wiederholt hat. Solche Antworten sind bürokratisch, autoritär, phantasielos und lösen kein Problem,“ so Thomas Adler, Fraktionsvorsitzender.

„Sie sind auch nicht angemessen, weil ignoriert wird, dass die Ursache nicht einzelne „Rädelsführer“ sind, sondern aufgestaute Aggression auf Grund vielfältiger Benachteiligung und Einschränkungen gerade junger Menschen, schon vor Beginn von Corona. Dafür fehlt offenbar Polizei und Stadtspitze jedes politische Gespür. Die Lösung dieser Konflikte liegt nicht darin, Symptome wegzuprügeln oder mit Verboten einfach an einen anderen Ort zu verlagern,” ergänzt Luigi Pantisano, Stadtrat und Jugenpolitischer Sprecher.

„Wer nicht will, dass solche Konfrontationen Dauerzustand in der Innenstadt werden, muss eine andere Innenstadt gestalten: statt Dominanz der Kommerz-, Konsum – und Eventkultur muss die Innenstadt Wohnort für alle Bevölkerungsschichten werden. Wer diese Dominanz erhalten oder gar stärken will und die Innenstadt als Magnet für Selbstdarstellungsbedürfnisse aus der ganzen Region konzipiert, hebelt die zivilisierende Wirkung eines Zusammenlebens wie im Wohnviertel aus,“ sagt Hannes Rockenbauch, Fraktionsvorsitzender.

„Diese Ideen waren kurze Zeit während des Lockdowns in der Diskussion, werden jetzt aber dem Fetisch des konsumistischen „Weiter so!“ geopfert,“ so Rockenbauch weiter.

„Wer liberales städtisches Leben ohne repressive Maßnahmen will, muss mittel- und langfristig eine Innenstadt schaffen, wo bezahlbares Wohnen zwischen Bahnhof und Tagblatturm entsteht und die Dominanz von Kommerz und Konsum ersetzt.  Kurzfristig braucht es Phantasie statt Videoüberwachung, Freitreppensperrung oder Verweilverboten. Denn Freitreppen sind zum Nutzen, öffentliche Orte zum Verweilen geschaffen. Die Freitreppen könnten an den fraglichen Abenden z.B. coronakonform mit Theater, Musik oder Debatte (Speakers Corner) bespielt werden, statt die Polizei repressiv und bürokratisch mit jungen Leuten Katz und Maus spielen zu lassen,“ schließt Thomas Adler, Fraktionsvorsitzender.