Frühwarnsysteme für Corona und künftige Pandemien einrichten

Wir beantragen:

  • Die Verwaltung setzt sich mit der Technischen Universität Darmstadt in Verbindung mit dem Anliegen, in Stuttgart das von der TU Darmstadt entwickelte System, eines Corona Frühwarnsystems auch in Stuttgart dauerhaft zu installieren. Mit diesem System wird das Erbmaterial von SARS-CoV-2 aus Abwasserproben analysiert. Anschließend wird dem zuständigen Ausschuss vor der Sommerpause berichtet, welche finanziellen und personellen Mittel notwendig sind, ein solches System umgehend in Stuttgart in Betrieb nehmen zu können.
  • Die Verwaltung macht sich sachkundig über den Stand der Forschung zum Einsatz von Luftfiltern als Seuchen-Frühwarnsystem. Es gibt Forschungen zum Einsatz von Luftfiltern, welche im öffentlichen Raum aufgestellt würden, um damit die Viruskonzentration an öffentlichen Orten festzustellen. Das könnte ebenfalls als Frühwarnsystem für Pandemien genutzt werden. Auch diese Ergebnisse werden dem zuständigen Ausschuss des Gemeinderats vor der Sommerpause vorgelegt, um für die anstehenden Haushaltsberatungen die relevanten Kennzahlen zu haben.

Begründung

Frühwarnsysteme können einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung von Pandemien leisten. So hat etwa die Technische Universität Darmstadt ein System entwickelt, wie mittels Wasserproben aus Kläranlagen die Konzentration von Coronaviren gemessen werden konnte. Damit war es möglich, den Anstieg der Corona-Neuinfektionen bereits bis zu zwei Wochen im Voraus im Abwasser vorherzusagen. Ein weiterer Vorteil eines solchen Systems: mit der Methode kann das Ausbruchsgeschehen lokal genau nachvollzogen werden. Zudem betont die Leiterin des Fachgebiets Abwasserwirtschaft der TU Darmstadt, Prof. Susanne Lackner, dass mit den Messungen auch der Anteil der asymptomatisch infizierten Personen erfasst würde.

Ein solches System würde die Stadt in die Lage versetzen, viel schneller, präziser und damit wirkungsvoller auf ein Pandemiegeschehen reagieren zu können.

Hinzu kommt die Möglichkeit, durch die Sequenzierung der Genome der Viren die Varianten in den Proben zu ermitteln und damit beispielsweise den Anstieg von Mutationen wie B1.1.7 von SARS-Cov-2 zu beobachten. Dies würde weitere wichtige Hinweise für die Stadt liefern, um angemessene Maßnahmen frühzeitig zu ergreifen.

Ebenso gibt es Forschungsansätze, wonach Luftfilter, die an hochfrequentierten Orten im öffentlichen Raum aufgestellt werden, um ebenfalls Aufschluss über die Viruslast zu einem frühen Zeitpunkt zu erhalten. Hier gilt es zu prüfen, ob solche Systeme in Stuttgart einen Beitrag zur Früherkennung von Pandemien darstellen und ab wann mit der praktischen Erprobung und Anwendung zu rechnen ist.

Mit dem aktuellen Personalbestand in Gesundheitsamt, Klinikum und weiteren Ämtern der Stadt sind diese Zusatzaufgaben derzeit nicht zu leisten – deshalb sollten Schätzungen über den Umfang der benötigten finanziellen und personellen Ressourcen für den Einsatz und die Erprobung solcher Frühwarnsysteme notwendig ist. Diese Zahlen sollten dem Gemeinderat vor der Sommerpause vorliegen, damit spätestens im anstehenden Doppelhaushalt darüber entschieden werden kann. Auch sollten diese Frühwarnsysteme in der Klinikumsstrategie mitbedacht werden.