Große Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge in Feuerbach

von Roland Saur, Bezirksbeirat Stuttgart Feuerbach

Eine große Hilfsbereitschaft von Bürgerinnen und Bürgern für die knapp 100 Flüchtlinge in Feuerbach erleichtert den Flüchtlingen das Einleben. Seit Mai 2014 kümmert sich der „Freundeskreis Flüchtlinge Feuerbach“ um sie. Sie wohnen in Sozialwohnungen sowie in der Unterkunft Bubenhaldenstraße 16 und werden von der AWO-Stuttgart betreut.

Die Mehrheit von ihnen stammt aus den nahöstlichen Bürgerkriegsgebieten: arabische Muslime, christliche Assyrer, muslimische Kurden und kurdische Jesiden. Die Kontingentflüchtlinge aus Syrien sind mit ihrer Ankunft bereits anerkannte Asylbewerber. Andere Flüchtlinge kommen aus Tschetschenien, Afghanistan, Mazedonien, Serbien, Pakistan, Eritrea, China, Nordkorea, Somalia. Sie befinden sich im Asylverfahren und müssen auf ihre Anerkennung warten.

Eine zweite Unterkunft in der Bubenhaldenstraße ist im Bau und soll im Oktober 2015 bezogen werden. 2016 sollen weitere drei Systemunterkünfte in der oberen Wienerstraße für maximal 240 Bewohner errichtet werden. Dann werden mehr als 400 Flüchtlinge in Feuerbach leben, das entspricht 1,5% der Bevölkerung im Stadtteil.

Der anfängliche Widerstand der Anwohner ist einer Einstellung gewichen, das Beste aus der Situation zu machen. Einige von ihnen engagieren sich sehr stark im Freundeskreis Flüchtlinge.

Viele Aufgaben gibt es zu erledigen: Ämterbegleitung, Übersetzungshilfe, Arztbegleitung, Deutschunterricht, Hausaufgabenhilfe, Organisieren von aktuellem Bedarf wie Schulranzen, Hefte, Schreibzeug, Fußbälle, Kinderbetten. Theaterbesuche und Fußballspiele werden organisiert. Und es wird um Spenden von nicht mehr benötigten Fahrrädern gebeten.

Die gespendeten Fahrräder werden von der Neuen Arbeit am Feuerbacher Bahnhof instand gesetzt und dann an die Flüchtlinge gegen einen geringen Betrag ausgegeben. Ein sehr dringendes, fast unlösbares Problem sind die fehlenden Wohnungen für die anerkannten Asylbewerber.

Im Dezember 2013 hat OB Kuhn sein Wohnungsbauprogramm vorgelegt. Ausdrücklich sprach er darin die notwendige Schaffung von bezahlbarem Wohnraum an. Heute, eineinhalb Jahre später, ist keine Kehrtwende vollzogen. In Stuttgart fallen noch bis 2018 pro Jahr 450 Wohnungen aus der Mietpreisbindung und sind dann für Familien mit wenig Einkommen nicht mehr bezahlbar. Wo finden diese Stuttgarter ein Wohnung? Auch Flüchtlinge, die hier wohnen, sind Stuttgarter!

Eigentlich ist die Unterbringung in den Systembauten nur vorübergehend  angedacht. Sobald die Flüchtlinge als Asylbewerber anerkannt sind, haben sie Anspruch auf Leistungen des Jobcenters und damit auf Übernahme der Mietkosten bis zu einer festgelegten Höhe.

Das einzig Richtige wäre, wenn die Stadt Stuttgart auf eigenem Grund und Boden öffentlich geförderten Wohnraum zu 100% erstellen würde, auch für die jetzigen Flüchtlinge, damit sie die Systembauten verlassen können und damit Platz machen für weitere ankommende Flüchtlinge. Es kann nicht die Lösung sein, immer neue Systembauten als Provisorium für fünf Jahre zu errichten. Wir brauchen in Stuttgart sofort bezahlbaren Wohnraum für Einwohner mit geringem oder mittlerem Einkommen. Das ist der große Wunsch auch von den Familien mit Kindern in der Unterkunft, die derzeit auf engem Raum mit anderen zusammen leben und sich Dusche, Toiletten und Küche mit anderen Bewohnern teilen müssen.

Kontakt: freundeskreis-fluechtlinge@feuerbach.de