Mit dem Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft werden große Hoffnungen auf die Energiewende geweckt. Ganz abgesehen davon, dass beim Umgang mit dem extrem flüchtigen Wasserstoff größte Vorsicht geboten ist, denn er ist ein ca. 11-mal so starkes Treibhausgas wie CO2, stellt sich die Frage: ist Wasserstoff in Stuttgart überhaupt hilfreich?
Grüner Wasserstoff ist zur Dekarbonisierung vor allem für die Produktion von Neustahl und in der Chemieindustrie wichtig, beides findet in Stuttgart nicht statt.
Selbst in der Europäischen Union wird der (grüne) Wasserstoff bis zum Jahr 2030 weniger als ein Prozent und bis 2040 nur zwischen drei und elf Prozent des Endenergieverbrauchs decken, so die Prognose des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
Im Verkehrssektor ist längst klar: die reine Elektrifizierung ist nicht mehr aufzuhalten – selbst bei Nutzfahrzeugen. Wasserstoff spielt hier auf absehbare Zeit keine wesentliche Rolle. Abhilfe schafft nur die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs. Ähnlich wie im Flugverkehr, wo insbesondere Langstreckenflüge voraussehbar nicht klimaneutral zu realisieren sind. Die massive Reduktion des Flugverkehrs ist geboten.
Auch im Wärmesektor wird nicht von einer relevanten Rolle des grünen Wasserstoffs ausgegangen. Den Wärmepumpen und (Nah-) Wärmenetzen gehört hier die Zukunft.
Die Kernfusion spielt keine Rolle bei der Energiewende, der Einstieg wäre nicht vor 2030 möglich und der „schwere Wasserstoff“ (Deuterium), der für diese Art der Energieproduktion notwendig ist, muss anders gewonnen werden.
Wir sollten uns daher in Stuttgart auf Energieeffizienz und die Elektrifizierung auf Basis der erneuerbaren Energien und die verschiedenen Formen der Erdwärme konzentrieren.