Eine Aktion mit über 500 Unterschriften, Anträge im Bezirksbeirat und Gemeinderat – was wurde nicht alles versucht, um das Wangener Tor, Wahrzeichen des Stadtbezirks, zu retten! Alles umsonst! Am 25. Februar wurde das ebenso originelle wie liebenswerte Baudenkmal abgerissen – ankündigungs- und diskussionslos, ohne Information seines Schöpfers Wolfgang Zaumseil und der engagierten Wangener Bürger*innen. Die Rücksichtslosigkeit und Geschichtsvergessenheit dieser Aktion verschlägt einem den Atem, hat aber in Stuttgart Tradition. Man erinnere sich nur an das Alte Steinhaus zwischen der Schul- und der Stiftsstraße, mit 700 Jahren das älteste Gebäude der Stadt, das, nachdem es den zweiten Weltkrieg überlebt hatte, 1953 dem Erdboden gleichgemacht wurde – für sage und schreibe vier Parkplätze. Angesichts der unzähligen Abrisssünden fällte kürzlich ein Leserbriefschreiber folgendes ironische Urteil: „Alles, was in Stuttgart nur halbwegs stadtbildprägend ist, muss weg! Das ist die Maxime, der sich Stuttgart seit Kriegsende mit sichtbarem Erfolg verschrieben hat … Ziel der Stuttgarter Planer ist es, ein Ground Zero der Gesichts- und Geschichtslosigkeit zu schaffen“.
Wir als FrAKTION hatten im März 2021 einen Antrag mit Vorschlägen zum Erhalt des Tors eingereicht, mit dessen Beantwortung sich die Stadtverwaltung unfassbare 315 Tage Zeit gelassen hat. Warum jetzt auf einmal die Eile mit dem Abriss? Wer hat ihn veranlasst? Was wird noch alles platt gemacht, weil es in den Augen der Verwaltungsspitze „funktionslos und unwirtschaftlich“ ist?
Als Gemeinderatsmitglied verliert man die Lust, sich für Baukultur einzusetzen, wenn man es dabei mit Ignoranten zu tun hat, die mit den Denkmälern ihrer Stadt so umgehen!