Und mit welchen aufsuchenden, niederschwelligen und dezentralen Impfangeboten wird diesen begegnet?
Wir fragen:
- Welche Möglichkeiten sieht die Stadtverwaltung, die Impfquoten nach Stadtteilen und Altersstruktur zu erheben bzw. hochzurechnen?
Wir beantragen:
- Im nächsten Sozial- und Gesundheitsausschuss (SGA) wird berichtet, welche niederschwelligen, aufsuchenden, zielgruppenspezifischen und öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen zur Begleitung, Unterstützung und Intensivierung von dezentralen Impfangeboten – insbesondere für schwer zu erreichende Personengruppen – in den Stadtteilen ins Leben gerufen worden sind, aktuell durchgeführt werden und in naher Zukunft geplant sind.
Begründung:
Es ist davon auszugehen, dass es auch in Stuttgart immer noch ein großes Potential ungeimpfter erwachsener Personen gibt, die durchaus bereit wären, sich impfen zu lassen. Laut Cosmo-Studie der Universität Erfurt hatten bundesweit am 2.11.21 15 Prozent der Bevölkerung noch gar keine Impfung (https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/topic/vertrauen-zufriedenheit-ressourcen/20-belastungen/ Folie bzw. Seite 28). Bei diesen Ungeimpften gelten 7% als impfbereit, 29% als unsicher/zögerlich und 64% als Impfverweigerer. Um die Stuttgarter Impfquote zu verbessern, müssen die Impfbereiten und Zögerlichen identifiziert werden und mit einer aufsuchenden Impfstrategie für die Impfung gewonnen werden.
Laut Pressebericht „Zahl der Impfstationen soll deutlich reduziert werden“ vom 26. Januar 2022 in der Cannstatter Zeitung hat die Stadt aufgrund der zurückgegangenen Nachfrage die Impfambulanz in Untertürkheim geschlossen und Öffnungszeiten werden auch in anderen Ortsteilen reduziert.
Uns stellt sich die Frage, ob das die richtige Entscheidung ist, angesichts der Tatsache, dass Stuttgart mit 67,1 Prozent eine der niedrigsten Impfquoten in Baden-Württemberg hat und weit unter dem bundesweiten Durchschnitt liegt. Die Schließung von Impfambulanzen ist kein gutes Signal, solange nicht zielgerichtete, alternative, dezentrale und aufsuchende Angebote geschaffen werden. Gerade für Stadtteile mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Menschen mit erhöhtem Armutsrisiko durch Bezug von Transferleistungen (ALG II, Asylbewerberleistungsgesetz, Bonuscard, Wohngeld), mit einem erhöhten Anteil älterer Menschen die von Grundsicherung im Alter leben, Alleinerziehenden sowie Bewohner:innen mit Migrationsgeschichte und damit möglicherweise verbundenen Sprachproblemen, müssen aufsuchende und niederschwellige Angebote gemacht werden. Der Sozialdatenatlas gibt Auskunft über deutliche Unterschiede und Segregation innerhalb von Stadtgebieten. Diese Ergebnisse sollen als Basis für die Impfkampagnen und aufsuchenden Angebote herangezogen werden. Je stärker die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen in einem Stadtteil von Armut betroffen sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich die Bewohner:innen über digitale Medien über Öffnungszeiten und Terminangebote für Impfungen aktiv um Impftermine kümmern (können). Die Identifikation der überdurchschnittlich stark betroffenen Gebiete und die Kenntnis der Anteile und der Anzahl der Leistungsempfänger sind grundlegende Informationen über die soziale Situation in der Landeshauptstadt Stuttgart.“ Dieses Wissen muss in die Strategie einer Impfkampagne und für aufsuchende Impfangebote der Verwaltung genutzt werden.
Wir meinen, dass im Vergleich zu anderen Städten noch Luft nach oben hinsichtlich einer aufsuchenden Impfstrategie besteht und bitten um die Behandlung des Antrags in der kommenden Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses.