Oper: gepinkelt wird woanders

Die Außengastronomie vor der Oper wird also kommen. Wider alle Einwände und Nachfragen einer breiten Front von Kritiker:innen aus den Reihen der Fahrradverbände, dem Bezirksbeirat Mitte und dem Gemeinderat. Bis zuletzt riefen diverse Vorhaben Empörung hervor, etwa als der Gastronom Scholz im Bezirksbeirat Mitte bekannt gab, für die Bewirtung auch die Fläche der von der AIDS-Hilfe Stuttgart e.V. betreuten Gedenkstätte “Namen und Steine” im Schlossgarten nutzen zu wollen. Eine sozialökologische Mehrheit der Räte hat im Ausschuss am 20. Juni gegen die Etablierung der Außengastronomie gestimmt. Blöd nur, dass der Gemeinderat in dieser Angelegenheit nichts zu melden hatte. Grund dafür ist, dass der Obere Schlossgarten dem Land gehört. Die Oper bequemte sich dann doch, den Toilettencontainer nicht jenseits der Hauptradroute 1 aufzustellen, so dass Besucher:innen diese dazu hätten überqueren und sich in Gefahr begeben müssen; die Intendanz stellt dafür nun sogar „großzügig” ihre Parkplätze zur Verfügung. Bravo!

Eigentlich fragt man sich ja schon, warum die Staatstheater überhaupt Toiletten-Container brauchen. Bei der Sitzung des Verwaltungsrats am 3. April 2023 stand im Zusammenhang mit Außengastronomie das Wort „Öffnung“ im Vordergrund. Unter diesem Nenner beteuerten die Intendanten Hendriks, Kosminski und Schoner unisono, die Oper müsste sich unbedingt öffnen für andere Bevölkerungsschichten. Ein Statement, zu dem man nur heftig nicken konnte. Dann möchte man aber schon gern wissen, warum die Herren Intendanten nicht einfach die Türen zu Oper und Schauspielhaus öffnen und die Gastrobesucher:innen die dortigen Toiletten benutzen lassen. Offenheit ja, aber beim Pinkeln hört‘s (schon) auf? Man hört und staunt.