Beim Paule unter der Brücke

Bei den Debatten zu Impfpflicht, Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen werden Menschen ohne eigenes Heim oft vergessen. „Daheimbleiben“ geht nicht und viele der Einnahmequellen sind eingebrochen: Sammeln von Pfandflaschen, Fragen nach Kleingeld, Verkauf von Straßenzeitungen. Auch die Schließung von Tagesstätten, Obdachlosen-Cafés und sonstigen Treffpunkten, war ein schwerer Schlag für die Menschen. Davon waren nicht nur Obdachlose sondern auch viele Suchtkranke betroffen. Trotz teilweise vorhandener Unterkunft spielt sich ihr Leben meist im öffentlichen Raum, auf der Straße ab.

Die Drogenhilfe musste zeitweise ihre Angebote wegen der Hygieneregeln stark einschränken. Das brachte deutliche Belastungen sowohl für die Konsumierenden wie auch für die Helfer:innen mit sich.

Hinzu kommen Verdrängungsprozesse, weil niemand ein Drogenkiez vor der Tür haben möchte. Doch suchterkrankte Menschen sind Teil unserer Gesellschaft! Verdrängung ist keine Lösung, nur ein Verschiebebahnhof für Probleme. Betroffene brauchen konkrete Hilfe: Essen, medizinische und hygienische Versorgung, Beratung und Hilfe bei der Suche nach Wohnungen.

In einem dieser Kieze, der liebevoll „Paule“ genannt wird, engagieren sich ganz unterschiedliche Menschen, um die hier lebenden Suchterkrankten und/oder wohnungslosen Menschen zu unterstützen. Ein besonderes Beispiel ist der „Paule Club“, denn dieser Verein zielt auf mehr Selbstbestimmung, so dass die Essensausgabe selbstorganisiert abläuft. Es gibt so viele gute Beispiele für die engagierte Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Professionellen, in der Vesperkirche, Harrys Bude, dem MedMobil und vielen anderen Organisationen. Ein großes Dankeschön von unserer FrAKTION an all diese Menschen!