Von Rosen und Steinen

Zunächst wurde versucht, den Gemeinderat mit Rosen zu umgarnen: Die Verkehre sollten gebündelt, die Anwohner*innen entlastet werden – zum stolzen Preis von geplant 192 Mio. Euro. CDU, FDP und SPD ließen sich davon betören. Die Steine folgten in den folgenden Jahren: zahllose Kostenexplosionen und Verzögerungen, ein Arbeitsunfall mit tödlichen Folgen für einen Bauarbeiter, Kündigungen, Gerichtsprozesse und die Erkenntnis, dass am Tunnelausgang in der Pragstraße zahlreiche Wohnungen wegen des zu erwartenden Auspuffdrecks unbewohnbar sind und abgerissen werden müssen. Von jahrelangen Verkehrsbehinderungen für zu Fußgehende und Radfahrende ganz zu schweigen. Mit mittlerweile 420 Millionen Euro für 1,2 Kilometer Straßentunnel ist der Rosensteintunnel zum Symbol einer überteuerten, verfehlten Verkehrs- und Klimapolitik geworden. Weitere Kostensteigerungen nicht ausgeschlossen.

In der Zwischenzeit müsste allen Befürwortern von Tunnelprojekten klargeworden sein, dass sie in den meisten Fällen ein finanzielles Harakiri bedeuten und mit Blick auf den notwendigen Klimaschutz sogar an Kamikaze erinnern.

Von den Rosen wird auch – angesichts von enorm hohen laufenden Betriebskosten solcher Bauwerke nichts übrigbleiben. Auch bei den geforderten 23 Begleitmaßnahmen, die im Umfeld des Tunnels für Entlastung sorgen sollen, geht nichts voran: eine Maßnahme sei angefangen worden, die restlichen 22 Maßnahmen würden erst nach der Eröffnung des Millionengrabs umgesetzt, so die Verwaltungsspitze im Jahr 2018. Die Steine hingegen lasten schwer auf der Stadtgesellschaft: eine Verkehrswende ist mit Projekten wie dem Rosensteintunnel nicht zu schaffen. Wer jetzt noch über Straßenausbau – seien es Filderauffahrt, Nord-Ost-Ring (egal in welcher Variante), oder dem Ausbau von Straßenkapazitäten nachdenkt, der richtet kaum behebbare Schäden für die Zukunft an.