Foto: Roland Hägele

Die Geschichte(n) hinter Stuttgarter Gebäude- und Straßennamen

„Straßennamen informieren, erinnern und ehren“ – so hieß es in einer Pressemitteilung der Stadt München vom Juni 2016. Gleichzeitig sind sie „alltägliche Orientierungshilfen in der Stadt, denen niemand entgehen kann“, wie es in einer Studie des Stuttgarter Stadtarchivs von 2011 heißt. Gewichtige Gründe also, die Namen genauer und vor allem systematisch anzuschauen: welche Personen wurden in Stuttgart mit der Benennung von Straßen, Wegen, Gebäuden und Einrichtungen eigentlich geehrt? Sind tiefe Verstrickungen in das NS-Regime oder in Verbrechen der Kolonialzeit zu finden? Dies ist im ersten Schritt keine politische Aufgabe, sondern eine für Expert*innen. Hierfür wollen wir – wie in vielen anderen Städten bereits erfolgreich praktiziert – eine Kommission einrichten, die sich systematisch mit allen Straßen- Wege- und Gebäudenamen auseinandersetzt und Nachforschungen anstellt. Mit dem Stadtarchiv, dem Landesarchiv, dem Haus der Geschichte und dem Lern- und Gedenkort Hotel Silber stehen kompetente Partner*innen bereit. Anschließend soll eine breite Bürger*innenbeteiligung stattfinden, die zugleich Mitbestimmung und Geschichtswerkstatt sein kann und soll. Erst im dritten Schritt geht es dann um Namen und die Frage, wie damit umgegangen wird. Erst danach ist es am Gemeinderat eine entsprechende Entscheidung zu treffen. Auf einer entsprechenden fachlichen Grundlage kann dann entschieden werden, ob eine Umbenennung, ein Erklärungsschild oder eine Beibehaltung des Namens erfolgen soll. Die bisherigen Signale der Verwaltungsspitze, die Anträge von Grünen, CDU und Freien Wählern lassen darauf hoffen, dass bald eine Kommission eingesetzt werden kann.

Eine Aufarbeitung von NS- und Kolonialvergangenheit ist gerade in Zeiten, in denen neonazistische, antisemitische und rassistische Aktivitäten bis hin zu Morden zunehmen, dringend notwendig.

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