Foto: Roland Hägele

Mit Dialog und Prävention antworten

Die Ausschreitungen und Plünderungen in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni haben uns schockiert. Gewalt und Sachbeschädigung ist prinzipiell keine Lösung. Um das zukünftig abzuwenden, müssen Ursachen analysiert und Lösungen gemeinsam mit allen Beteiligten erarbeitet werden. Nicht nur Gemeinderat, Bürgermeister*innen, Ordnungskräfte und Polizei sollten an Lösungsansätzen arbeiten, sondern auch Vertreter*innen von Jugendhäusern, Mobiler Jugendarbeit, Release e.V., Antidiskriminierungsbüro, das Projekt Partnerschaft für Demokratie und das Forum der Kulturen sollen ihre wertvollen Erfahrungen einbringen.

Wir brauchen eine vertiefte Kenntnis der Motive und der Lebensumstände derjenigen, die bei den Ausschreitungen und Plünderungen beteiligt waren. Expert*innen aus der Jugendforschung könnten mit einer wissenschaftlichen Studie Licht ins Dunkel bringen. Es reicht nicht aus, Täter*innen zu verurteilen und über deren Motive zu spekulieren. Es muss ein Dialog in Gang gesetzt werden, auch mit denjenigen, denen in der Nacht zum 21. Juni jegliche Kontrolle und Hemmungen abhandengekommen sind.

Es ist auch nicht so, dass diese Eskalation in Stuttgart über Nacht wie ein Blitz hereingebrochen wäre. Es gab schon in der Vergangenheit wiederkehrende Probleme mit Alkohol- und Drogenkonsum, mit gewalttätigen Ausschreitungen, ebenso wie mit Diskriminierungserfahrungen auf der Basis von Rassismus und es gibt auch berechtigte Fragen zu Polizeipraktiken.

Wegen dieser bekannten Probleme war in Stuttgart bereits ein sehr erfolgreiches Streetwork Projekt durchgeführt worden, dessen Weiterfinanzierung jedoch 2015 von der Mehrheit des Gemeinderats abgelehnt worden war. Die Wiederaufnahme dieses Projekts haben wir erneut beantragt, denn Erfahrungen in Hamburg und Berlin zeigten, dass einseitige repressive Maßnahmen nicht zur Lösung solcher Konflikte beitragen.