Überflutungsrisiken für und durch den S 21-Tiefbahnhof

Von Hannes Rockenbauch

Viele Länder und Städte bereiten sich auf die zu erwartenden Folgen des Klimawandels vor. Durch seine Kessellage ist Stuttgart bei Starkregen besonderen Risiken ausgesetzt, die sich mit Stuttgart 21 noch erhöhen. Dr. Christoph Engelhardt und Hans Heydemann von den Ingenieuren 22 haben sich mit dem Thema detailliert in einer 80seitigen Studie mit dem Titel „Überflutungsrisiken durch Stuttgart 21“ befasst. Sie kommen zu dem Schluss, dass es „fahrlässig und verantwortungslos“ ist, in Zeiten des rapiden Klimawandels – in einer von Starkregen gefährdeten Stadt wie Stuttgart – ein solches Projekt zu realisieren.

Das Überflutungsrisiko resultiert aus

  • Verkleinerungen der Abflussrohre und deren Druckleitungen zur Unterquerung der Tunnel (Dükerung), was den Wasserabfluss stark bremst;
  • einem bis zu acht Meter hohen Wall vor dem jetzigen Kopfbahnhof auf Höhe des Schlossgartens, da der Tiefbahnhof nur teilweise unter der Erde liegt. Dieser Riegel wirkt wie eine Staumauer bei Starkregen. Die Studie schätzt daher das Risiko als sehr hoch ein, dass Teile der Stadt, die Klettpassage und die unterirdischen Bahnanlagen bei Starkregen geflutet werden könnten.

Nur die wenigsten wissen: Wenn nach anhaltendem Regen das Grundwasser steigt, wird laut S-21-Plan sogar der Tiefbahnhof geflutet, gegebenenfalls auch die S21-Neckartunnel. Die Gefahr von Überflutungen des Tiefbahnhofs und der Neckartunnel ist kein Hirngespinst von S-21-Gegner_innen. Beim Überschreiten bestimmter Wasserstände sind Notflutungen des Bahnhofs und der Neckartunnel planmäßig vorgesehen. Dieser Irrsinn ist notwendig, um ein Verschieben (Aufschwimmen) der Bauwerke zu vermeiden, wenn der Grundwasserstand den festgelegten Grenzwert überschreitet. Die „Notflut-Öffnungen“ sind Bestandteil der Planfeststellungen und in den Seitenwänden der bereits fertiggestellten Tunnel bereits sichtbar eingebaut.

Nach einer Überflutung müssen die Gleise, Bahnsteige und die gesamte technische Infrastruktur gesäubert, repariert und ersetzt werden. Stuttgart wäre in einem solchen Fall voraussichtlich für sehr lange Zeit vom Zugverkehr abgeschnitten.

Zu dem Themenkomplex Klimawandel, Starkregen und S-21 hatte die Fraktionsgemeinschaft SÖS LINKE PluS am 4. Juni 2018 gemeinsam mit dem Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 eine gut besuchte Veranstaltung im Rathaus gemacht. Aufgrund ausbleibender Reaktionen von offizieller Seite haben wir nun mit einer Anfrage zu den Überflutungsrisiken von und durch S21 das hochbrisante Thema nochmals aufgegriffen und viele unangenehme Fragen an die Bahn gestellt. Außerdem beantragten wir, dass Hans Heydemann und Dr. Christoph Engelhardt im S-21-Ausschuss ihre Expertise vortragen dürfen.