Anfang Mai wurde bekannt, dass in unmittelbarer Nähe der Stuttgart 21-Baustelle zwischen Rosensteinpark und Abstellbahnhof (Ehmannstraße 4) Rückstände des seit 1990 verbotenen Unkrautvernichtungsmittels Bromacil gefunden wurden. Den Behörden war dies schon seit dem Jahr 2008 bekannt; wegen der angeblich geringen Konzentration sah man aber keinen Anlass, die Öffentlichkeit zu informieren. Das Thema wäre wohl auch heute noch unter Verschluss, wenn nicht durch einen Zufall ein Messprotokoll in die Hände der Ingenieure 22 gelangt wäre. „Wenn hochgiftige Stoffe im Boden gefunden werden, muss das genauer untersucht werden. Wir fordern eine systematische Untersuchung des gesamten Areals, um sicher zu stellen, dass kein weiteres Gift ins Grundwasser gelangt. Eine Gefährdung der Mineralquellen muss ausgeschlossen werden“, fordert Thomas Adler, Fraktionsvorsitzender von SÖS LINKE PluS.
Auf Nachfrage bestätigte das Amt für Umweltschutz den Fund des hochgiftigen Bromacils. Anstatt dies zum Anlass zu nehmen, das gesamte Gelände auf Schad- und Giftstoffe zu untersuchen, spielt die Behörde den Fall herunter. Wir fragen: warum wird dieser Fund nicht zum Anlass genommen, das gesamte Gelände systematisch nach Altlasten, Verschmutzungen und Giftstoffen zu untersuchen? In unserem Antrag haben wir es nicht bei dieser einen Frage belassen, sondern haben noch 38 (!) weitere an die Verwaltung gestellt. Dabei geht es auch um den Schutz des Grundwassers und der Mineralquellen. Das verseuchte Areal liegt innerhalb des Gebiets, welches durch eine Verordnung zum Schutz der Heilquellen besonders geschützt ist. Allein das ist Anlass genug, sicher zu stellen, dass keine Giftstoffe in das Grundwasser gelangen und die Mineralquellen gefährden.
Nach dieser Verordnung hat das Amt für Umweltschutz bzw. die untere Wasserbehörde die Möglichkeit, einen Baustopp für das Gebiet um die Ehmannstraße 4 durchzusetzen, bis eine schädliche Verunreinigung des Grundwassers ausgeschlossen ist.
Zudem stellt sich die Frage, wer für die Beseitigung der Schäden zuständig ist und wer die Kosten trägt: der Verursacher (die Bahn) oder der Käufer (die Stadt hat das Gelände im Zuge des Bahnprojekts Stuttgart 21 gekauft). Der Kaufvertrag wurde der Öffentlichkeit bislang nicht zugänglich gemacht.
„Wir fordern eine unabhängige, transparente Untersuchung des gesamten Areals auf Gift- und Schadstoffe und eine Klärung, wer für die Beseitigung der Altlasten zuständig ist. Alle Messergebnisse und Kosten müssen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden,“ fasst Hannes Rockenbauch, Fraktionsvorsitzender bei SÖS LINKE PluS, den Bromacil-Fall zusammen.