Der Bezirksbeirat Zuffenhausen beschließt:
Die Verwaltung wird aufgefordert, zum derzeitigen Zeitpunkt keine weiteren Schritte zur Ausführungsplanung und Vorbereitung der Bauleistungen zu unternehmen.
Er fordert stattdessen den Gemeinderat dringend auf, aufgrund veränderter Bedingungen eine erneute Überprüfung des Standortes der geplanten Bioabfallvergärungsanlage vorzunehmen.
Die Stadt Stuttgart möge unverzüglich Gespräche und Verhandlungen mit der EnBW sowie den Stadtwerken Stuttgart aufnehmen, wie die geplante Bioabfallvergärungsanlage in die geplante BHKW-Anlage in Gaisburg integriert werden kann.
Begründung:
Wir haben uns für die Bioabfallvergärungsanlage als richtige Technik ausgesprochen. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sich die Beteiligung vor Ort seiner Verantwortung für das gemeinsame Gelingen in der Gesamtstadt stellt.
Das heißt aber nicht, dass ein weniger geeigneter Standort unbedingt favorisiert wird.
Am 18.5.2015 fand eine Informationsveranstaltung der EnBW im Kraftwerk Gaisburg
zum Umbau des Kraftwerkes statt.
Es sollen die bestehenden Kraftwerkskessel für Kohle und Öl durch erdgasbefeuerte
Bereitschaftskessel sowie eine Gasmotorenanlage für eine kleine Grundlast in Höhe
von ca. 30MW installiert werden.
Die hierfür benötigte Baufläche ist um Größenordnungen geringer, als die derzeit
benötigten Flächen.
Bei der Untersuchung der Standorte wurde das Gelände der EnBW in Gaisburg als
geeignet eingestuft. Probleme ergaben sich aus der Kooperation zwischen Land,
Kommune und EnBW.
In der Zwischenzeit hat ein Umdenken stattgefunden.
Es soll nunmehr ein Umbau des Kraftwerkes stattfinden. Hieraus ergeben sich weitreichende
Synergieeffekte in Bezug auf die geplante Bioabfallvergärungsanlage für
den Standort Gaisburg.
Die Schutzgemeinschaft Krailenshalde e.V., hatte bereits zu früheren Zeiten
auf mögliche Synergien mit der geplanten Biomüllvergärungsanlage hingewiesen.
Unter diesen neuen Randbedingungen sind diese geradezu zwingend:
• Freiwerdende Flächen sind ausreichend vorhanden und ohnehin Industriebrachen. Es werden keine ökologisch wertvollen Flächen verbraucht. Die Flächen sind mit der Maßnahme sogar ökologisch aufwertbar.
• Die verkehrliche Anbindung ist in jede Richtung gegeben. Ausweichanlagen sind in Backnang, Ludwigsburg, und Kompostwerk Kirchheim/Teck. Damit ist ein Ausfallverbund möglich.
• Es existiert ein bestehendes Fernwärmenetz mit einem Vielfachen der Kapazität. Die Abhängigkeiten von der Wärmeleistung der Neuanlage sind dementsprechend gering.
• Es besteht eine Anbindung an ein leistungsfähiges Erdgasnetz, so dass die Abhängigkeit von der Biogasanlage gering ist.
• Es gibt mit dem neuen Kraftwerk eine Gasmotorenanlage mit einem Vielfachen der Leistung. Das aus der Bioabfallvergärungsanlage erzeugte Gas kann einfach mitverbrannt werden.
• Gasspeicher sind nicht erforderlich und fallen als Investitionssumme weg.
• Übermengen und deren ungenutzte Abfackelung fallen nicht an.
• Weil Gasmotoren, Erdgasnetz und Fernwärmeverbraucher in vielfacher Leistung vorhanden sind, können Redundanzen zur Verhinderung von Ausfallzeiten verringert werden.
• Investitionen in Gasmotoren, die elektrische Anbindung, Regelungstechnik und Verwaltung, ebenso Kosten für Wartung und Abschreibung fallen weg
• Investitionen in Straßenanbindung fallen weg, bzw. sind zu vernachlässigen.
• Investitionen in ein neues Fernwärmenetz, ebenso Kosten für dessen Wartung und Abschreibung fallen weg.
• Die Vergütung für die abgenommene Fernwärme entspricht dem Verkehrswert. Der Preis hierfür dürfte besser sein, wenn ein Abnehmer hierfür nicht extra gewonnen werden muss.
• Der Bioreaktor könnte im Besitz der Stadt aber vom Kraftwerk betrieben werden. Mit der Betreibermannschaft des Kraftwerkes ist das Personal für die Anlagentechnik bereits vorhanden. Zusätzliche Personalkosten fallen somit weg. Das Personal für die Mülllogistik ist bereits vorhanden.
• Da das Gas im BHKW mitverbrannt wird, muss kein zusätzlicher Biomüll eingeworben werden. Zusätzliche Aufwendungen für Verwaltung, Sammlung und Transport fallen weg. Der Biomüll kann wie bisher ökologisch sinnvoll haushaltsnah kompostiert werden.
• In Bad Cannstatt befindet sich ein Markführer auf dem Bereich Power to Gas. Auch dieser Aspekt sollte in diesem Zusammenhang und den freiwerdenden Flächen berücksichtigt werden. Den Standort Gaisburg als Energieschaltfläche und Energie-Innovationszentrum gilt es zu Aus unserer Sicht sind die genannten Synergieeffekte am Standort Gaisburg bei der nun angedachten Planung und Veränderung eine gute Grundlage, um über den Standort der Bioabfallvergärungsanlage neu und zukunftsweisend zu entscheiden.
Ansprechpartnerin: Susanne Bödecker