Stefan Urbat

Stadtrat
Piratenpartei

Diplom-Physiker, geboren 1965 in Stuttgart-Möhringen-Sonnenberg

Die ersten zwanzig Jahre verbrachte ich in Stuttgart-Degerloch, inklusive Schulbesuch. Von 1985 bis 1996 wohnte ich in Stuttgart-Möhringen-Salzäcker, 1991 machte ich das Diplom in Physik an der Universität Stuttgart in Vaihingen. Nach einer Arbeit in Ludwigsburg-Pflugfelden und einem zeitweiligen Umzug in die Ludwigsburger Weststadt (1997 bis 2000) zog ich nach Stuttgart-Vaihingen, wo ich bis heute wohne. Als typischer Quereinsteiger, bereits privat und von der Universität mit EDV vertraut, folgten nach dem Studium verschiedene Tätigkeiten in der Informationstechnik wie Administration von Unix-Systemen und Software-Entwicklung in verschiedenen Programmiersprachen. Nach dem um sich greifenden Sicherheitswahn nach 9/11 und dem Versuch, Software-Patente in Europa einzuführen, politisierte ich mich, war schon seit meiner Jugend politisch interessiert, und begann mich durch das Schreiben von Briefen an Abgeordnete und Teilnahme an Demonstrationen immer stärker zu engagieren. Als 2006 die Piratenpartei gegründet wurde, trat ich schon eine Woche später als Mitglied ein.

Als 2006 die Piratenpartei gegründet wurde, trat ich schon eine Woche später als Mitglied ein.

Etwa zur selben Zeit wurde ich zum betrieblichen Datenschutzbeauftragten in der IT-Firma in Böblingen-Hulb bestellt, bei der ich seit 2000 arbeite. Überzeugt von den Zielen der damals noch weitgehend unbekannten Partei, war ich eines der Gründungsmitglieder des Landesverbandes Baden-Württemberg und half bei allen Wahlkämpfen in der Folgezeit mit (2008 ein bisschen für Hessen, 2009 Europa- und Bundestagswahl, 2011 Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Berlin, 2012 Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und 2013 wieder als Kandidat bei der Bundestagswahl wie schon 2009 (und 2011). Meine Hauptanliegen, die sich auch in der Mitgliedschaft bei Vereinen wie Transparency International und Mehr Demokratie e.V. zeigen, sind moderner Datenschutz, Informationsfreiheit, mehr Partizipation der Menschen an politischen Prozessen und die Zukunft der stark von IT geprägten Gesellschaft. Auch eigentlich klassisch liberale Themen wie die Freigabe von Cannabis zählen dazu. Größere Projekte sind ein Cannabis Social Club und eine Informationsfreiheits- und Transparenzsatzung für die Landeshauptstadt.

Schon in den Siebziger Jahren bekam ich die Debatte über den Klimawandel mit, der sich damals nur sehr punktuell abzeichnete, aber schon klar vorhergesagt und im Detail gemessen wurde, auch wurde bereits über die „Grenzen des Wachstums“ diskutiert. In den 90ern las ich „Die sechste Auslöschung“ – eine Massenextinktion, die von uns Menschen ausgelöst wird.

So waren Klimawandel und Artensterben schon seit Jahrzehnten, bevor ich Parteimitglied wurde, meine Begleiter; als einen Tiefpunkt erlebte ich die Klimaverhandlungen in Kopenhagen 2009, als von (fast) allen Ländern die Notwendigkeit erkannt wurde, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg auf 2, besser aber auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen – ohne irgendwelche Maßnahmen zu beschließen. Zu dieser Zeit begann ich zu resignieren, weil das Problem weltweit wahrgenommen, nicht aber wirklich adressiert wurde trotz aller Warnungen der Wissenschaft. Das setzte sich dann über die Paris-Vereinbarung 2015 hinaus fort, deren substanzieller Teil, die angemeldeten Treibhausgasreduktionen der Staaten, nie auch nur annähernd ausreichend wurde, um die erklärten Ziele erreichen zu können. Im Jahr 2018 las ich den enorm einflussreichen und viel zitierten Artikel über die Heißzeit (Hothouse Earth, „Trajectories of the Earth System in the Anthropocene“) und begann in unserer Fraktion unverblümt auf die schon sehr nahen und enormen Gefahren dieser Entwicklung hinzuweisen – kurz darauf begannen die Fridays for Future Proteste gegen den ungebremsten Klimawandel, befördert auch durch den extrem heißen Sommer in Europa

mit ausgedehnten Waldbränden im Norden. V.a. seit Gründung der Graswurzelgruppe Scientists for Future (S4F) im Frühjahr 2019 wirke ich aktiv an den Protesten bzw. deren Begleitung, der Aufklärung über die Gefahren und Auswege und der Organisation von allem in der Regionalgruppe Stuttgart von S4F mit – ein Thema, das wegen seiner existenziellen Bedeutung nun endlich alle anderen (sekundären!) politischen Anliegen überlagert und leider wie gehabt extrem schwierig in der Politik umzusetzen ist.