Der Frühling, die frische Luft und der deutliche Rückgang des lärmenden Straßenverkehrs motiviert immer mehr Stuttgarter*innen auf‘s Rad zu steigen. Angesichts der Corona-Beschränkungen ist die Fortbewegung an der Sonne gut für die Gesundheit und schützt vor einer Infektion. Richtigerweise fordern die Radinitiativen jetzt mehr Platz für’s Rad, durch temporäre Fahrradwege auf mehrspurigen Straßen. Diese gute Idee haben wir in Form eines Antrags Ende März eingereicht. Mittlerweile ist ein Monat vergangen, ohne dass eine Reaktion der Verwaltungsspitze auf diese eilbedürftige Initiative erfolgt ist. Andere Städte haben derweil längst entschlossen gehandelt: In Berlin, Hamburg und Düsseldorf sind Pop-up-Bike-Lanes ausgewiesen worden. Kolumbiens Hauptstadt Bogotá widmete sogar mehr als hundert Kilometer temporäre Fahrradwege!
Und in Stuttgart? Passierte bislang genau: nichts. Dabei ist der rote Teppich für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur längst ausgerollt: über 35.000 Unterschriften für den Radentscheid, und ein darauf fußender Zielbeschluss des Gemeinderats. Mit dem klaren Arbeitsauftrag an die Verwaltung, den Radverkehrsanteil bis 2030 von heute ca. 8 auf 25 Prozent zu steigern, und alle Planungen diesem Ziel anzupassen. Vor diesem Hintergrund ist die Trägheit der Stadt inakzeptabel.
Geradezu anachronistisch ist es jedoch, dass der Oberbürgermeister und eine Gemeinderatsmehrheit an der Mega-Kreuzung Gebhard-Müller-Platz Fakten asphaltieren wollen, und damit den von renommierten Stadtplaner*innen zu Recht viel gelobten städtebaulichen Wettbewerb B14 ad absurdum führen. Diese Planung umzusetzen bedeutet, alle Zielbeschlüsse des Gemeinderats zur Verkehrswende, zur Klimaneutralität, zum Rückbau „Stadtautobahn“ und zur Verkehrsberuhigung der Schillerstraße zu ignorieren. Wir appellieren an alle: diese Planung muss gestoppt werden!