Die Zahlen der letzten Lärmuntersuchung aus dem Jahr 2017 offenbaren ein gravierendes Handlungsdefizit in der Stadt: An nahezu allen Hauptverkehrsstraßen ist es tagsüber wie nachts deutlich zu laut – wirksame Maßnahmen werden dagegen bislang nicht ergriffen. Der sogenannte Lärmaktionsplan fristet seit vielen Jahren ein Schattendasein, das über unverbindliche Absichtserklärungen nicht hinausreicht.
Dabei steht die Stadt in der Bringschuld: Nie waren so viele Menschen in Stuttgart von krankmachenden Lärmimmissionen betroffen wie heute. Man geht dabei von 13,5 Mio. Euro Gesundheitskosten pro Jahr als Folge von Lärm aus. Hauptverursacherin für Lärm ist – wenig überraschend – der Verkehr und dabei insbesondere der Autoverkehr. Doch anstatt sofort wirksame Maßnahmen – wie etwa flächendeckend Tempo 30 – zu ergreifen oder die Zahl der Fahrzeuge mittels Verkehrsmengendosierung an Ampeln zu reduzieren, passiert bislang so gut wie nichts. Ähnlich wie bei der Luftreinhaltung wird nicht an der Ursache (hier konkret: die Lärmquelle) gearbeitet. Man beschränkt sich auf passiven Lärmschutz (z.B. Spezialfenster) im Neubau – mit der Folge, dass Mieter*innen für die Verringerung des gesundheitsschädlichen Lärms bezahlen müssen und nicht die Verursacher*innen. Mit der politisch beschlossenen Halbierung der Verkehrsfläche auf der B14 und der B27 könnte ein erster Schritt gemacht werden – viel schneller und effektiver wäre jedoch ein generelles Tempolimit von 30 km/h und ein Verbot von Stadtpanzern (SUV) im gesamten Stadtgebiet. Weiterhin wollen wir, dass auch im Zuge der Grundsanierung des Schienensystems der Straßenbahnen konsequent deren Lärmemissionen reduziert werden. Eine wirksame Minderung des Verkehrslärms ist nicht nur ein Beitrag zum Gesundheitsschutz, sondern würde die Lebensqualität aller Menschen in dieser Stadt erheblich steigern.