„Die Klimabilanz eines solchen Milliardenprojekts ist verheerend, die Notwendigkeit, Autoverkehr auf den Umweltverbund zu verlagern, ist längst bewiesen – und trotzdem kommen solche absurden Vorschläge wieder auf den Tisch“, sagt Christoph Ozasek, verkehrspolitischer Sprecher der FrAKTION. „Allein durch die Nutzung des Nordostrings – ganz abgesehen vom Bau – würden jeden Tag zusätzlich 18 Tonnen CO2 ausgestoßen werden,“, so Ozasek weiter mit Verweis auf Untersuchungen des Verband Region Stuttgart.
Autolobby mischt sich in Politik ein
„Dass ausgerechnet die Autolobby um Daimler, Bosch und Mahle, sich jetzt in den Nordostring einmischt, werten wir als verzweifelten Versuch, eine Zombie-Verkehrspolitik aus dem letzten Jahrtausend weiterzuführen“, kritisiert Hannes Rockenbauch, Fraktionssprecher der FrAKTION. Mit Blick auf Daimler und Bosch betont Hannes Rockenbauch: „Sie haben beim Personal längst die Daumenschrauben angesetzt – für die Finanzierung einer solchen Machbarkeitsstudie ist aber anscheinend noch genug Geld da. Die Industrie hat sich in politische Entscheidungen nicht einzumischen, sondern sollte ihren kriminellen Abgasbetrug aufarbeiten und ihre Kunden entschädigen“, fordert Hannes Rockenbauch.
Verkehrlicher Nutzen des Nordostrings: Null
„Auch verkehrspolitisch würde der Nordostring nicht das bringen, was sich manche erhoffen. Der Durchgangsverkehr durch Stuttgart liegt in der Summe bei rund zehn Prozent – der Nordostring würde also keine spürbare Wirkung in Stuttgart haben“, sagt Hannes Rockenbauch. „Es ist längst klar: Wer mehr Straßen baut, erntet mehr Autoverkehr – wir brauchen aber eine Verkehrsverlagerung hin zum Umweltverbund. Der Nordostring würde einem Autobahnringschluss um Stuttgart gleichkommen – mit der Folge, dass die tägliche Blechlawine noch weiter anwächst mit ihren verheerenden Auswirkungen für Mensch und Natur“, sagt Christoph Ozasek. „Mit einer Reaktivierung der Schusterbahn liegt eine kostengünstige Alternative auf dem Tisch, welche die beiden Kreise verbinden würde“, merkt Hannes Rockenbauch an.
Noch mehr Tunnels – auch aus Stuttgart 21 nix gelernt
Mit Blick auf die gigantischen Kosten einer Tunnelvariante des Nordostrings sagt Christoph Ozasek: „Die Baukosten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro entsprechen dem 100-fachen Jahresetat für Radverkehr der Stadt Stuttgart. Beim Radverkehr wäre eine höhere Summe bitter nötig, um klimafreundliche Mobilität attraktiv zu gestalten. Alternativ könnte mit der Summe das komplette Stadtbahnnetz der SSB zweieinhalb Mal grundsaniert werden.“ Mit Blick auf die vorgeschlagene Tunnelvariante sagt Hannes Rockenbauch: „Wie bei Stuttgart 21 will man zusätzliche Verkehrsfläche unter die Erde bringen und ignoriert Kosten und Nutzen sowie die Notwendigkeit einer echten sozial-ökologischen Verkehrswende“, so Rockenbauch abschließend.