Wir beantragen:
- Die Stadt Stuttgart stellt mittels des IT-gestützten CostTools der Universität Kassel dar, welche tatsächlichen Kosten durch die Verkehrsträger Kfz (MIV), ÖPNV, Fuß und Fahrrad entstehen und welche Effekte ermittelt werden können.
Darüber hinaus bitten wir folgende Fragen zu beantworten:
- Wie viele Personalstellen stehen nach einer verursachergerechten Zuordnung jeweils für den Bereich Kfz-Verkehr (MIV), ÖPNV, Fußverkehr und Radverkehr in der Verwaltung zur Verfügung?
- Wie ist die Verkehrsfläche im Stadtgebiet nach ihrer Widmung verteilt? Wir möchten eine Aufstellung in Prozent für
- Motorisierten Individualverkehr
- Parkplätze
- Fahrradverkehr (nur baulich separierte Fahrwege und Abstellanlagen)
- Fußverkehr
- Busspuren
- ÖPNV-Fläche
Begründung: Die Herausforderungen einer echten ökologischen und nachhaltigen Verkehrswende sind gewaltig. Wenn die Stadt Stuttgart die Pariser Klimaziele einhalten will, so muss sie zeitnah mit einer radikalen Umverteilung der Verkehrsfläche beginnen. In einem ersten Schritt benötigen soll die Verwaltung darstellen, wie die bestehende Verkehrsfläche auf die Verkehrsträger verteilt ist. Auf Grundlage dieser Zahlen muss eine Diskussion über die gerechte Verteilung des öffentlichen Raums geführt werden. In verkehrspolitischen Diskussionen wird gerne die Gleichberechtigung der Verkehrsträger betont, diese Diskussion kann auf Grundlage der Zahlen versachlicht werden.
In der Fahrradstadt Kopenhagen zeigt sich, dass auch dort ein massives Ungleichgewicht herrscht. Nur sieben Prozent der Verkehrsfläche sind für Radfahrende gewidmet – der Radverkehrsanteil dagegen liegt bei rund vierzig Prozent.
Eine Studie der Universität Kassel (NRVP 2020 –Welche Kosten verursachen verschiedene Verkehrsmittel wirklich?) hat gezeigt, dass die realen Kosten für den Kfz-Verkehr ein Mehrfaches dessen verursacht wie der ÖPNV. In der Studie wurde deutlich, dass es je nach Stadt erhebliche Unterschiede gibt. Die Forscher_innen haben ein digitales Werkzeug (Cost Tool) entwickelt, welches es den Städten und Gemeinden erlaubt, die jeweiligen Kosten für Kfz-, ÖPNV-, Rad- und Fußverkehr zu ermitteln.
Wir wollen, dass beim Thema nachhaltige Mobilität mit transparenten, nachvollziehbaren und ehrlichen Zahlen gearbeitet wird, daher sollte die Stadt das oben genannte Werkzeug anwenden und die Ergebnisse veröffentlichen. Die Kostenrechnung kann jährlich aktualisiert werden und so jedem Bürger und jeder Bürgerin zeigen, wie viel Steuergeld die Stadt für welchen Verkehrsträger ausgibt. Ebenso sollte offengelegt werden, wie viele Personalstellen für den motorisierten Individualverkehr (MIV), den ÖPNV, den Radverkehr und den Fußverkehr zur Verfügung stehen.
Erläuterung zum CostTool der Uni Kassel:
CostTool ist für eine eigenständige Anwendung in der Stadtverwaltung konzipiert und besteht aus folgenden Bestandteilen:
- Tool zur verursachergerechten Aufteilung der Erträge und Aufwendungen städtischer Verkehrssysteme,
- Tool zur monetären Abschätzung der Wirkungen externer Effekte städtischer Verkehrssysteme.
Mit den entwickelten Tools soll der kommunalen Verwaltung ein einfach zu bedienendes Instrument zur Verfügung gestellt werden. Entwickelt wurden die Tools auf Basis des weit verbreiteten Tabellen-Kalkulationsprogramm Microsoft Excel. Damit soll gewährleistet sein, dass die Tools hinsichtlich Software- und Hardwarevoraussetzungen sowie Administrationsrechten (keine installierten Makros) in den meisten Kommunen anwendbar sind.
Die Leitfäden und die IT-gestützten Tools werden allen interessierten Anwendern kostenlos zur Verfügung gestellt (https://www.uni-kassel.de/fb14bau/institute/ifv/verkehrsplanung-und-verkehrssysteme/forschung-und-dienstleistungen/it-gestuetzte-tools/nrvp-2020.html).
Die IT-gestützten Tools können mit einem Bestellformular https://www.uni-kassel.de/fb14bau/institute/ifv/verkehrsplanung-und-verkehrssysteme/forschung-und-dienstleistungen/it-gestuetzte-tools/costtool.html unter vpvs@uni-kassel.de kostenfrei beim Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme der Universität Kassel bestellt werden.