Imagefilm der Stadt – warum wurde die Vielfalt nicht abgebildet?

Begründung:

Stuttgart ist Vielfalt, die Bank der Bürgermeister_innen scheint dagegen mehr von Einfalt beherrscht zu sein. Sowohl die Kampagne der Stadt Stuttgart zur Anwerbung von Mitarbeiter_innen wie auch der neue Imagefilm der Stadt deuten auf ein wenig vielfältiges Weltbild unserer Stadtoberhäupter hin.

Beim Betrachten des neuesten Imagefilms der Stadt Stuttgart, stellt man fest, dass die Rollenverteilung sehr klar ist. In den knapp drei Minuten werden weiße Männer als Macher dargestellt, Frauen hingegen sind – bestenfalls tanzend – schmückendes Beiwerk. A propos Tanzen und Vielfalt: kurze Sequenzen von einer der größten CSD-Paraden (ca. 200 000 Teilnehmende) z.B. mit toll geschmückten Drag-Queens wären nicht nur ein Hingucker, sondern hätten das Thema Diversity gut transportiert. Zudem wird in dem Imagefilm der Tatsache, dass knapp die Hälfte der Stuttgarter Bevölkerung eine Einwanderungsgeschichte hat, in keiner Weise Rechnung getragen: Nur in Minute 1:43 und 1:48 erscheint für den Bruchteil einer Sekunde je ein Mensch, der eine Einwanderungsgeschichte haben könnte. Auch Menschen mit Behinderung kommen im Film nicht vor.

Es gilt: weiße Männer machen. Sie dirigieren, turnen, spielen Tennis oder Fußball, bauen Autos, legen Platten auf, mixen Getränke – mit anderen Worten: sie sind die Macher oder besser die Macker(?). Frauen dagegen tanzen, klatschen, singen, bedienen und schwenken Fahnen – sind also schmückendes Beiwerk.

Dieses Bild bedient längst überwunden geglaubte Klischees und entspricht glücklicherweise nicht der Stuttgarter Realität.

Der Macher des Films, John Pistauer, lässt sich im Schwäbischen Tagblatt mit dem Satz zitieren: „wir mussten bei der Recherche selbst über die Vielfalt staunen“ – offenbar vergaß man vor lauter Staunen, dies auch im Film umzusetzen. Auf die Kritik des Landesfrauenrats entgegnet Stuttgart Marketing: „Im Auswahlgremium waren auch viele Frauen, denen ist nichts aufgefallen“. Ob das deren vordringliche Aufgabe ist, sei dahingestellt. Es ist aber Aufgabe der Stadtspitze, dafür zu sorgen, dass Themen von interdisziplinären Teams bearbeitet werden, um sie ganzheitlich zu bearbeiten und abzubilden. So verbleibt der Eindruck, dass die Verantwortlichen für Wirtschaft, Marketing und Tourismus nicht mit Verantwortlichen für Soziales und gesellschaftliche Integration zusammenarbeiten oder letztere ihren Aufgaben nicht gerecht werden.

Wir fragen:

  1. Wer erteilte den Auftrag für die Erstellung des Image-Films?
  2. Welche städtischen Hierarchieebenen und Referate waren in die Erstellung des Films und seiner Vergabe eingebunden?
  3. Wie hoch waren die Kosten für Erstellung des Image-Films?
  4. Wurde das Konzept des Films mit der Gleichstellungsbeauftragten, dem Landesfrauenrat, dem Beauftragten für Menschen mit Behinderung besprochen? Wenn nein: warum nicht?
  5. Wurde das Konzept des Films mit der Abteilung Integrationspolitik der Stadt Stuttgart besprochen?
  6. Welche Kriterien wurden den Machern des Image-Films hinsichtlich Vielfalt, Gleichberechtigung und Antidiskriminierung vorgegeben?

Wir beantragen:

  •  Die Verantwortlichen berichten in der übernächsten Sitzung des Verwaltungsausschusses.

Link zum Imagefilm:

https://www.youtube.com/watch?v=DO8xTqzowjM