Reaktivierung der Schusterbahn

Die Bahnstrecke Untertürkheim-Kornwestheim, genannt „Schusterbahn“ aufrund des früheren erheblichen Pendlerverkehrs von Salamander-Beschäftigten, wird heute mit einem Restverkehr von je drei Zugpaaren im Stundenabstand in der morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeit betrieben. Da die Strecke ansonsten lediglich für Güterverkehr sowie für einige ICE-Sprinter benutzt wird, ist die Kapazität für einen durchgehenden Taktverkehr gegeben.

Bereits im Jahr 2010, aktualisiert 2014, hat eine Studie des „Verkehrswissenschaftlichen Instituts Stuttgart GmbH“ (VWI) das erhebliche Potential der Linie dargestellt, vorausgesetzt, sie wird zu den regionalen Knotenpunkten Esslingen bzw. Plochingen sowie Ludwigsburg bzw. Bietigheim verlängert. Entscheidende Faktoren waren zudem bei der Untersuchung noch nicht berücksichtigt: Angeordnete Diesel-Fahrverbote die Verkehrsverlagerungseffekte nach sich ziehen werden, ebenso wie neue Verknüpfungen mit dem Stadtbahnverkehr der SSB (U12, U13).

In Stadt und Landkreis Ludwigsburg ist aufgrund aktueller Diskussionen das Interesse an einer derartigen durchgehenden Tangentialverbindung enorm gewachsen. Bei einer Durchbindung der Schusterbahn würden mehr als 100.000 Arbeitsplätze, bedeutende Bildungsstandort sowie etwa 350.000 Einwohner der Region eine gute Schienenanbindung erhalten. So könnte die Verkehrsbelastung auf Bundesstraßen wie der B10 verringert werden, indem sich Pendlerverkehre auf die Schiene verlagern. Diese leistungsfähige Tangentialverbindung könnte ebenso die S1, S4, S5 und S6 sowie den Hauptbahnhof als Umsteigepunkt entlasten.

Völlig unverständlich ist für uns die Position der Stadt, bzw. des VVS, im Entwurf des Nahverkehrsentwicklungsplans (Seite 39). Die Darstellung widerspricht grundlegend der Einschätzung des Verkehrswissenschaftlichen Instituts VWI. Wesentliche Vorzüge der kurzfristigen Umsetzbarkeit werden nicht zur Kenntnis genommen. Auch nicht der Umstand, dass die Trasse möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt auf den S-Bahn-Standard gehoben und damit der infrastrukturell überlastete S-Bahn-Stammast von Schwabstraße bis Hauptbahnhof (später bis Mittnachtstraße) nachhaltig entlastet werden könnte. Es ist bereits heute klar, dass dieses betriebliche Nadelöhr auch durch den Einsatz der neuesten Signaltechnik European Train Control System (ETCS) nur geringfügig optimiert werden kann.

Die Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS beantragt:

  1. Die Verwaltung stellt im Ausschuss für Umwelt- und Technik den Sachverhalt und die verkehrlichen Potentiale der Schusterbahn dar. Hierzu sind Vertreter_innen des VWI zu laden.
  2. Die Verwaltung prüft mit dem Verband Region Stuttgart als Aufgabenträger eine Möglichkeit, die Bahnverbindung DB R11 („Schusterbahn“), als Tangentialverbindung ganztägig und auch an Wochenenden in Betrieb zu nehmen. Diese Bahnverbindung soll als Regionalbahn mit durchgehendem Taktverkehr – mindestens alle 30 Minuten – von Plochingen nach Ludwigsburg betrieben werden.
  3. Auf Grundlage des Beratungsergebnisses im Ausschuss für Umwelt und Technik soll die Bewertung der Schusterbahn im Nahverkehrsentwicklungsplan angepasst werden.

Verfahrenshinweis:

  • In § 34 Abs. 1 Satz 4 der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg heißt es: „Auf Antrag einer Fraktion oder eines Sechstels der Gemeinderäte ist ein Verhandlungsgegenstand auf die Tagesordnung spätestens der übernächsten Sitzung des Gemeinderats zu setzen“. Wir möchten von diesem Recht Gebrauch machen und bitten um fristgerechte Umsetzung. Alternativ bietet die Fraktionsgemeinschaft SÖS LINKE PluS an – im Sinne der Beratungsreihenfolge, nach der Anträge zunächst im zuständigen Fachausschuss behandelt werden um anschließend in den Gemeinderat überwiesen zu werden – den Antrag im zuständigen Ausschuss aufzurufen, der am nächsten zur genannten Gemeinderatssitzung liegt. Sollte dies nicht möglich sein, möchten wir von unserem Recht Gebrauch machen und den Antrag in der übernächsten Sitzung im Gemeinderat aufzurufen.