Nachdem der Künstler Otto Hajek im Jahr 2005 verstorben war, wurde sein Wohnhaus im Jahr 2008 unter Denkmalschutz gestellt. Ein Jahr später wurde die Villa in der Hasenbergsteige 65 zum Kulturdenkmal erklärt. Die Inneneinrichtung des Gebäudes wie Teppichböden oder Einbauküche mussten erhalten bleiben. Diese Auflagen machten es für die Erben schwierig, den Unterhalt des Gebäudes zu sichern. Im Jahr 2011 verkauften sie das Hajek-Haus an den Möbelfabrikanten Markus Benz für rund zwei Millionen Euro. Der vergleichsweise niedrige Kaufpreis erklärt sich durch die Tatsache, dass sich der Nutzwert des Gebäudes infolge der Auflagen des Denkmalschutzes drastisch verringert hatte.
Benz ließ die Villa in bester Stuttgarter Lage im Jahr 2013 entkernen, woraufhin die Denkmalschutzbehörde deutlich machte, dass dies nicht genehmigt worden sei. Seitdem liegt der Fall vor Gericht; in der Zwischenzeit verfällt das Gebäude.
„Es kann nicht sein, dass jemand ein zum Kulturdenkmal erklärtes Gebäude behalten darf, nachdem er sich über den Denkmalschutz hinweggesetzt und die Substanz quasi dem Verfall preisgegeben hat“, sagt Guntrun Müller-Enßlin, kulturpolitische Sprecherin der Fraktionsgemeinschaft SÖS LINKE PluS.
„Es müssen Wege gefunden werden, wie das Trauerspiel um das Hajek-Haus beendet wird. Die Villa muss vor der weiteren Zerstörung und dem drohenden Abriss bewahrt und in eine öffentliche Nutzung überführt werden“, fordert Müller-Enßlin. Die Dauer des Rechtsstreits führe nur dazu, dass die Chancen auf den Erhalt des Gebäudes immer weiter sinken würden, so die kulturpolitische Sprecherin. Infolge der ausgezeichneten Lage des Gebäudes könne man geradezu auf die Idee kommen, dass eine verdeckte Immobilienspekulation beabsichtigt sei, kritisiert Müller-Enßlin.
„Nach Abriss des Hauses, könnte der Besitzer das Grundstück mit einem hohen Gewinn verkaufen“, befürchtet Müller-Enßlin.
Zur Bedeutung des Hajek-Hauses äußert sich Laura Stadträtin Halding-Hoppenheit: „Dieses Haus hat eine riesige Tradition. Hier fanden über viele Jahre bedeutende Veranstaltungen mit herausragenden Persönlichkeiten aus Kultur und Politik statt“, hebt Halding-Hoppenheit die historische Bedeutung des Hauses hervor. „Das Hajek-Haus war ein Treffpunkt für Menschen, die etwas bewegen wollten“, sagt die Stadträtin. Deswegen sei es jetzt höchste Zeit, dass die Stadt das Heft des Handelns in die Hand nehme: „Das Haus muss erhalten bleiben. Otto Hajek hat so viel für die Kultur getan – dieses Erbe muss erhalten bleiben“, fordert Halding-Hoppenheit. „Dieses Feuer muss weiter brennen“, sagt die engagierte Stadträtin.