Der Stadtplaner und Architekt Christoph Ingenhoven ist in Stuttgart kein unbeschriebenes Blatt: Schon bei seinem Gastspiel in der Schlichtung im Jahr 2010 löste sein arrogantes Auftreten unter den Teilnehmern Befremden aus. Bei der Vorstellung seines Entwurfs schreckte Ingenhoven damals nicht davor zurück, den Betondeckel über dem Bahnhofstrog mit seinen 28 „skulpturalen“ Lichtaugen, den er sich „wunderschön“ vorstelle, dem entgeisterten Publikum für eine „Gartenfläche“ zu verkaufen.
Jetzt ist Ingenhoven in Stuttgart zurück, um sich eine direkte Beauftragung auch für die Gestaltung des Bahnhofsumfelds zu sichern. Also vorbei an allen Wettbewerben, Bürgerbeteiligungs- und sonstigen üblichen Auswahlprozessen. Herr Ingenhoven ist nicht zimperlich. Kann er den Hals nicht voll bekommen? Die Gutsherrenmanier, mit der er sein Handtuch auf das Gebiet um den Bahnhof wirft und nicht mehr und nicht weniger als dessen Gestaltungsmonopol für sich reklamiert, stößt ab. Sie stößt uns Stuttgarter_innen vor den Kopf, die wir mit der Umsetzung seines angestaubten Entwurfs zu leben haben. Die Umsetzungsfolgen jener Kopfgeburt bedeuten für uns: tagtäglichen Baulärm, Dreck, Verkehrsinfarkt und das auf viele Jahre hinaus.
Man kann nur hoffen, dass die Stadt an ihrer eigenen Lesart und der Ankündigung eines Wettbewerbs für das S-21-Umfeld festhält. Vor kurzem war von Herrn Ingenhoven das unterirdische Statement zu hören, er würde seinen Bahnhof heute wieder ganz genauso planen wie vor 20 Jahren. Um Gottes Willen! Bei der Vorstellung, ein Ewiggestriger, für den die Uhr rückwärtsgeht, könnte bei der Gestaltung des Bahnhofsumfeldes nochmal zum Zug kommen, kann man endgültig nur noch seufzen: Gute Nacht, Stuttgart!