Was sich vergangene Woche im Umwelt- und Technik-Ausschuss abspielte, war ein Lehrstück in Bühnenhypnose. Ein komplettes Gremium ließ sich in Mitmach-Hype versetzen, dem Tenor folgend: Das Projekt Opernsanierung samt Erweiterung muss man gut finden, koste es, was es wolle. Lobesarien wurden angestimmt; wer nicht mitsang oder gar kritische Fragen stellte, wurde absichtlich missverstanden und schulmeisterlich belehrt. Von gestandenen Stadträten abgelegte „Bekenntnisse“ zur Oper verliehen einem weltlichen Verhandlungsgegenstand eine religiöse Dimension und rückten ihn in die Nähe des Schicksalshaften, Unverfügbaren. Angesichts der finanziellen Blackbox, mit der man es bei der geplanten Sanierung/Erweiterung zu tun hat, kurioserweise wieder ganz passend. Denn niemand weiß genau, um welche Größenordnungen es geht. Man stochert im Wolkigen, Nebulösen, wobei sich mitunter leise Panik einstellt, man sitze vielleicht doch einer großen Luftnummer auf und stehe am Ende ähnlich blamiert da wie die Entscheidungsträger bei anderen längst aus dem Ruder gelaufenen Großprojekten.
Höchste Zeit, zur Realität zurückzukehren. Worum geht es eigentlich? Es geht darum, ein nicht mehr den Anfordernissen heutiger Arbeitsstandards entsprechendes Gebäude wieder funktionstüchtig zu machen. Kann und darf das wirklich 350 Millionen kosten? Eine Summe, bei der auch Schwindelfreie an Größenwahnsinn denken und zu rechnen beginnen. Und sich wundern, warum die eloquenten Projektbefürworter bei der Forderung nach einer Plausibilitätsrechnung plötzlich so einsilbig werden. Man darf gespannt sein, wann und auf welche Weise dem Gemeinderat die Kosten des Vorhabens präsentiert werden und ob es eine nachvollziehbare Aufschlüsselung der Einzelposten gibt.