Schadstofffreie Baustoffe und Ausstattungsgegenstände in Schulen und Kitas

Das Raumklima in Bildungseinrichtungen ist ein wichtiger Faktor für den Lernerfolg und die Aufenthaltsqualität. Doch viele Baustoffe und Ausstattungsgegenstände belasten die Luftqualität. Ausgasende Tapeten, Hölzer und Bodenbeläge, Baustoffe, Farben, Lacke, Möbel oder Spielzeuge sondern leicht- und schwerflüchtige Substanzen in die Raumluft ab, oft über Jahrzehnte. Klebstoffe, Lösungsmittel oder Weichmacher können – nicht nur, aber insbesondere – das kindliche Immun- und Hormonsystem beeinflussen. Viele Weichmacher beinhalten Substanzen mit hormonähnlicher Wirkung und stehen im Verdacht, besonders für Kinder und Föten im Mutterleib gefährlich zu sein. Sie können Unfruchtbarkeit, Leberschäden oder gar Verhaltensstörungen auslösen bzw. fördern. Auch wird ein Einfluss auf die Entstehung von Diabeteserkrankungen diskutiert. Weitere Allgemeinsymptome können Kopfschmerzen, gesteigerte Reizbarkeit, Schwindel, allergische Reaktionen der Atemwege und der Haut sowie Abgeschlagenheit sein.

Aus energetischen Gründen abgeschottete Räume, im Regelfall durch Klimatechnik ergänzt, bringen durch Anreicherung von CO2, chemischen und biologischen Stoffen häufig alarmierende Luftqualitätswerte hervor. Der Fall des Solitude-Gymnasiums in Weilimdorf hat diesbezüglich gerade Schlagzeilen gemacht.

Aus Sicht der Antragsteller kann nicht sein, dass Kinder und Jugendliche, aber auch Lehrkräfte und Erzieher_innen, als lebende Biofilter fungieren und ihre Gesundheit geschädigt wird, wenn es denn bereits baubiologische und für den menschlichen Organismus verträgliche Alternativen gibt.

SÖS-LINKE-PluS wünscht, vor dem Hintergrund der im Haushalt verankerten erheblichen Investitionen in Schulhäuser, Schulersatzbauten und Kitas, einen Gesamtüberblick zu der Thematik Lufthygiene und Luftqualität. Wir verweisen zusätzlich auf den Anfang 2009 von der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes veröffentlichten „Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden“, der die Bedeutung des Themas unterstreicht und Handlungsmöglichkeiten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aufzeigt.

Wir fragen daher:

1. Finden regelmäßige Untersuchungen der Raumluft in Schulen, Schulersatzbauten und Kitas statt
und welche Ergebnisse liegen der Verwaltung vor?
2. Wie bewertet die Verwaltung die Lufthygiene und Luftqualität in den Schulen, Schulersatzbauten
und Kitas, und welche Anstrengungen werden unternommen, um diese wenn nötig zu verbessern?
3. Welche Stellenanteile sind in den beteiligten Ämtern für den Themenkomplex der Lufthygiene/
Luftqualität in Schulen, Schulersatzbauten und Kitas bisher bereitgestellt worden?
4. Welche Referenzprodukte werden bei Ausschreibungen und Vergaben vorgegeben, um die
Luftschadstoffbelastung durch Baustoffe und Raumausstattungsgegenstände in Schulen, Schulersatzbauten und Kitas
zu vermeiden?
5. Wie beurteilt die Verwaltung den Einsatz luftqualitätsoptimierender Baustoffe in Innenräumen von
Schulen, Schulersatzbauten und Kitas?
6. Unternimmt die Verwaltung Maßnahmen, um Möbel, Spielzeug, Reinigungsmittel, Lern- und
Lehrmittel, die luftqualitätsbelastende oder potentiell gesundheitsschädigende
Produktbestandteile enthalten, auszuschließen und falls ja, welche sind das?
7. Gibt es technische Erfassungssysteme/Meldesysteme für problematische CO2-Konzentrationen,
Luftschadstoffe und Luftfeuchtigkeitswerte in den Räumen?
8. Werden Eltern und Jugendliche für das Thema Lufthygiene in Innenräumen sensibilisiert, also
auch für das häusliche Wohnumfeld?

Wir beantragen zusätzlich die Erarbeitung einer Beschlussvorlage durch die Verwaltung mit folgenden Zielsetzungen:

1. Merkmale zur Vermeidung von Luftschadstoffen in Ausschreibungen und Vergaben im
Zusammenhang mit Schulsanierungen, Schulhausneubauten, Schulersatzbauten und Kitas zu verankern.
2. Merkmale hinsichtlich Recycling-/Upcyclingfähigkeit von Baustoffen bei Ausschreibungen und
Vergaben festzulegen.
3. Schadstofffreie und schadstoffmindernde Baustoffe zum Einsatz zu bringen. Ersatzweise, falls
solche nicht verfügbar, Produkte mit dem Siegel „Blauer Engel“ einzusetzen, und
problematische Baustoffe bei Instandhaltungen/Modernisierungen zu entfernen. Dazu ist auch der
Einsatz von Baustoffen, die nach dem abfallfreien Cradle-to-Cradle-Konzept zertifiziert wurden, zu
prüfen.
4. Schrittweise schadstoffträchtige Möbel, Textilien, Spielzeug und sonstige Ausstattungsgegen-
stände in den Räumen durch belastungsfreie Alternativen zu ersetzen und zu diesem Zweck einen
Positivkatalog zu erarbeiten.

Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS