„Aber Wien, Wien baut doch auch einen Durchgangsbahnhof“. So, wie Stuttgart 21. O.K., gucken wir uns das mal an. In Wien gab es zwei Kopfbahnhöfe, Wien-Ostbahnhof und Wien–Südbahnhof. Diese beiden Kopfbahnhöfe standen übers Eck, Entfernung zu Fuss unter 5 Minuten. Aus diesen beiden machte man nun den Durchgangsbahnhof. Das klingt und war sinnvoll. 110 ha, davon 55 ha für eine neue Stadtentwicklungsfläche, auf der einen Seite Bürobauten, auf der anderen Wohnungen (80 Prozent geförderter Wohnungsbau!). Schön ist er ja nicht, der neue Hauptbahnhof Wiens; er hat immerhin 12 Bahnsteigkanten, 10 auf Ebene 0, zwei auf Ebene minus 1. Aber er funktioniert. Gekostet hat er eine Milliarde Euro, davon wurden 650 Mio. Euro durch Grundstückserlöse, 100 Mio. Euro durch Zuschüsse der EU und 40 Mio. Euro durch Zuschüsse der Stadt Wien finanziert. 210 Mio. Euro sind also der Eigenanteil der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Und: Der Bahnhof ist oben! Warum man den Bahnhof nicht unter die Erde gelegt habe? Dann würde die Bauzeit erheblich länger dauern und die Kosten sich veracht-, wenn nicht verzehnfachen wegen der Sicherheits- und Brandschutzproblematik. Kommt man von Westen, ist es dennoch sinnvoller, im Westbahnhof auszusteigen, in die U-Bahn um und am Hauptbahnhof auszusteigen. Das geht schneller, denn der U-Bahn-Takt ist in der Hauptverkehrszeit nur 3 Minuten. Aber nach Bratislava bleibt man besser sitzen, wegen des Gepäcks und demnächst wird die Strecke über Seestadt (neues Stadtquartier) eine halbe Stunde schneller. Soviel, wie bei Stuttgart 21. Der Wiener Hauptbahnhof macht deutlich, wie dumm, größenwahnsinnig und sinnlos Stuttgart 21 ist. Wir graben 66 km Tunnel für einen neuen Bahnhof unter der Erde! Wie irre!
Foto: knuknauf @flickr