Begründung/Erläuterung:
Weltweit machen mineralische Bauabfälle den größten Teil des gesamten Abfalls aus. In Deutschland sind das 218,8 Millionen Tonnen pro Jahr (Umweltbundesamt 2018), was 54 Prozent (DGNB 2019) des Abfallaufkommens entspricht.
In der Region Stuttgart gehen über 600.000 Tonnen pro Jahr in Bauschuttrecyclinganlagen (Abfallbilanz 2021, UM BW). Aus dem Bauschutt werden in Baden-Württemberg 3,8 Prozent (eigene Berechnungen auf Basis Abfallbilanz 2021, UM BW) des Materials als Betonzuschlag aus Recyclingmaterial verwendet, Tendenz steigend.
Die Stadt Stuttgart will den Einsatz an Recyclingbaustoffen vorantreiben. So soll bereits jetzt mindestens 30 Prozent Recyclingbeton (R-Beton) eingesetzt werden (GRDrs 975/2019, Aktionsprogramm Klimaschutz). Die Bauteilwiederverwendung, also dass ganze Teile wiedergenutzt und nicht zerkleinert werden, hat zudem weitere hohe Energie- und CO2-Einsparpotenziale. „Die Einsparpotenziale liegen für die überwiegende Mehrheit der Bauteile bei 60 %“, hat das Öko-Institut bereits 2004 festgestellt. Werden in Stuttgart sowohl Baustoffe als auch als Bauteile zukünftig aus – sich bereits im Einbau bewährten – Materialen als Sekundärressourcen gewonnen, spart das massiv CO2 ein und schont die natürlichen, endlichen Ressourcen. Wichtig ist hierbei, vor Ort Kreisläufe zu schließen, und nicht Baumaterialien über weite Strecken zu transportieren, um sie einer erneuten Nutzung zuzuführen. Bei den natürlicherweise schweren und großen Volumenströmen schlagen sich große Distanzen negativ auf die CO2-Bilanz nieder.
Um die regionale Wiederverwendung von Bauteilen und Ressourcen massiv zu erhöhen, soll eine von der Landeshauptstadt Stuttgart initiierte und von der Industrie getragene digitale Gebraucht-Baumaterial-Plattform eingerichtet werden. Dabei sollen auch Umschlagplätze/temporäre Lager im Stadtgebiet wie in der Region geprüft werden. Die frühe Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer schon bei der Entwicklung der Plattform ist essenziell; allein die Plattform selbst anzubieten, wäre weniger erfolgsversprechend. Daher soll die Umsetzung des Projekts Bau-Ressourcen-Plattform als Konsortialprojekt mit Stuttgarter Akteuren der Bau- und Abbruchwirtschaft erfolgen. Zudem sollen (digitale) Innovationsträger und weitere Stakeholder einbezogen werden. Bei der Budgetierung wurden Softwareprogrammierung, Projektleitung und Personaleinsatz der Akteure berücksichtigt. Die Rechtsform und organisatorische Ansiedlung der Plattform wird im Projekt untersucht. Mit dem Konsortialansatz kann auch eine mögliche Finanzierung bei Fördermittelgebern geprüft werden.
Nimmt man die in der Region Stuttgart anfallende Menge an Bauschutt (600.000 t/a) als Basis mit den darin enthaltenen herstellerbedingten CO2-Emissionen (graue Energie, insbesondere im Beton: 204 – 330 kg CO2/m³) und multipliziert diese mit den Reduktionspotenzialen (39 %, Circularity Report, global; 60 % für Bauteile, Öko-Institut) erhält man ein Einsparpotenzial von 21.000 – 53.000 Tonnen CO2-Äquivalenten. Selbst wenn ein Jahr nach dem Plattformaufbau weniger als 10 Prozent des unteren angenommenen Potenzials gehoben werden kann, könnten bereits 2025 rund 1.700 Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden.
Wir beantragen:
- Finanzmittel in Höhe von 1,015 Mio. € für „Netzwerk- / Strukturaufbau Ressourceneffizienz Aufbau eines Reparaturnetzwerks und einer dazugehörigen Plattform (GRDrs 586/2023)
Kosten: 2024: 500 000 € // 2025: 500 000 € // 2026: 15 000 €