„Mit unserem Antrag wollen wir nicht die Diskussion führen, ob wir Prostitution in all ihren Facetten ablehnen, befürworten oder einfach hinnehmen“, unterstreicht Stadträtin Johanna Tiarks die Intention des Antrags. „Uns geht es ganz bewusst um den kommunalen Handlungsspielraum, den wir nutzen wollen, um die gesundheitliche Situation für Prostituierte zu verbessern“, so Tiarks weiter.
„Dass Prostituierte besonderen psychischen und physischen Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind, ist lange bekannt“, betont Fraktionssprecherin Laura Halding-Hoppenheit. „Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, mit welchem sozialen Stigma Prostituierte leben müssen, dass viele mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen haben und zudem massive körperliche Schäden davontragen“, so Halding-Hoppenheit weiter.
„Wir haben uns gezielt dafür entschieden, in unserem Antrag das zu thematisieren, was viele Prostituierte als Folge ihrer Tätigkeit erleiden müssen: Eine zerstörte Darmflora, Zahn-Mund-Kiefer-Erkrankungen, Hautekzeme, körperweite Schmerzen, sowie diese besonders in den Hüftgelenken (durch stundenlanges Ertragen der Gewichte der Freier), irreversible Beckenboden-Schwächen mit Schwierigkeiten, den Urin bzw. den Stuhlgang zu halten. Weitere Folgen sind eine beschleunigte Alterung, permanente Bauchschmerzen und Gastritis sowie häufige Infektionen – all das ist vielen nicht bewusst, wenn sie lapidar vom vermeintlich ältesten Gewerbe der Welt reden“, betont Johanna Tiarks.
„Durch eine kostenfreie Krankenversicherung könnten Prostituierten früher Kontakt zum Gesundheitssystem aufbauen können und somit sind die Chance höher, dass präventiv gehandelt und auch gesundheitliche Folgen der Prostituierten verringert werden.“ So Tiarks weiter.
„Deshalb wollen wir mit unserem Antrag jetzt prüfen, wie wir möglichst zielgenau eine Möglichkeit für eine kostenlose Krankenversicherung für Prostituierte in Stuttgart anbieten können“, sagt Laura Halding-Hoppenheit. „Dass wir damit die Vielzahl an Problemen rund um die Prostitution nicht lösen, wissen wir genau – aber wir werden damit einen Beitrag leisten, unfassbares Leid ein wenig zu lindern“, so Tiarks abschließend.