Auf der Bundespressekonferenz unterstrich Marcus Rex, Expeditionsleiter der Polarstern-Arktisexpedition MOSAiC, die Dringlichkeit von Klimaschutz. Auch wenn seine Einschätzung, dass bereits die gefährlichen Klimakippelementkaskaden der Erde vollständig ausgelöst seien, von der Mehrheit der Forscher nicht geteilt wird, sind einige Kippelemente aber bereits auf dem Weg: So wird das arktische Meereis im Sommer noch deutlich vor dem Jahr 2050 komplett verschwinden. Das erhöht die direkt durch menschliche Treibhausgasemissionen verursachte globale Erwärmung um zusätzliche 0,2 Grad.
Deshalb ist es höchste Zeit, Klimaneutralität auf das Jahr 2030 vorzuziehen, wie es schon Tübingen und Münster getan haben. Stuttgart würde im Sinne der Klimagerechtigkeit seinen angemessenen wie notwendigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Viel zu lang hat die Bundespolitik die realen Gegebenheiten missachtet und Klimaneutralität in eine ferne Zukunft im Jahr 2045 mit Berufung auf das globale Paris-Ziel verschoben.
Der Bundesklimabürger*innenrat hat bereits seine Abstimmungen durchgeführt und zeigt, wieviel mehr ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung zu tun bereit ist, als politische Gremien. So kann auch der angestrebte Stuttgarter Bürger*innenklimarat der Lokalpolitik die entscheidenden Impulse geben. Wir sollten ihn dabei als Gemeinderat und Verwaltung maximal unterstützen, um eine breite Entscheidungsgrundlage zu gewinnen und endlich entschlossen zu handeln. Dabei wird dem Verkehrssektor (Stichwort: ökologische Verkehrswende!) – in Stuttgart und auch auf Bundesebene – eine entscheidende Rolle zukommen. Für diesen Prozess muss genug Geld in den kommenden Doppelhaushalt eingestellt werden, um das Verfahren umfassend vorzubereiten und durchführen zu können. Dann könnten wir mit ersten Umsetzungsmaßnahmen noch in den Jahren 2022 und 2023 beginnen.