Wir beantragen,
- Die Stadt Stuttgart schließt sich dem Gedenktag für gewaltbetroffen Mädchen und Frauen nach dem Vorbild der Stadt Ludwigsburg an.
- Die Abteilung für Chancengleichheit erstellt in Kooperation mit dem Netzwerk Stuttgarter Ordnungspartnerschaft STOP ein Konzept für diesen Gedenktag und berichtet dazu im Gleichstellungsbeirat.
Begründung:
Ludwigsburg möchte mit dem Gedenktag am 10. März an das Schicksal von Mädchen und Frauen erinnern, die Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt geworden sind. Es braucht ein Bewusstsein für das Thema um den Lebensraum für alle sicherer zu machen.
Die Bedeutung des Themas lässt sich anhand der aktuellen Zahlen verdeutlichen. 2023 fand fast jeden Tag findet in Deutschland ein Femizid statt. Die Zahl der versuchten Femizide lag 2023 bei 938. Davon endeten 360 tödlich. Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen häusliche Gewalt. Jeden Tag werden mehr als 140 Frauen und Mädchen in Deutschland Opfer einer Sexualstraftat. Sie werden Opfer, weil sie Frauen sind.[1] Und die Zahl der angezeigten Straftaten von Partnerschaftsgewalt stieg im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um das Dreifache![2]
Dieses Jahr (Stand 18.3.2025) starben bereits 21 Frauen, 45 weitere Frauen wurden zum Teil sehr schwer verletzt, sowie fünf Frauen und ein Mädchen mit dem Tod bedroht. [3]
Diese Zahlen zeigen lediglich das sogenannte Hellfeld von Partnerschaftsgewalt (ausgenommen Femizide). In der Forschung ist bekannt, dass die Anzeigebereitschaft sehr niedrig und damit das sogenannte Dunkelfeld relativ groß ist.
Femizide und Gewalt gegen Frauen sind ein strukturelles und gesamtgesellschaftliches Problem. Sie sind Ergebnis von vermeintlichen Besitzansprüchen, die die (Ex-)Partner, Väter oder Brüder gegenüber Frauen und Mädchen hegen.
Für Femizide gibt es Risikofaktoren wie beispielsweise, wenn im Vorfeld häusliche Gewalt ausgeübt wurde oder ein Trennungswunsch bestand. Auch ein subjektiv wahrgenommener Kontrollverlust beim Partner oder Ex-Partner wegen vermeintlicher Untreue der Frau zählt dazu.
Das Problem ist, dass das Bewusstsein für diese Risikofaktoren in der deutschen Gesellschaft noch zu schwach ausgeprägt ist und auch heute noch die gesellschaftlich verankerten patriarchalen Strukturen zu einer steigenden Gewalt gegen Frauen führen.
Die Umsetzung der Istanbul Konvention – des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt – verpflichtet auch Stuttgart zu u.a. zur Vorbeugung.
Ludwigsburg setzte mit dem Gedenktag einen Kernauftrag der Istanbul-Konvention um: die Vorbeugung. Dr. Kristina Wolff, die Gleichstellungbeauftragte der Stadt Ludwigsburg unterstreicht: „Um die grassierende, geschlechtsspezifische Gewalt gegen Mädchen und Frauen ursächlich in den Griff zu bekommen, ist das gemeinschaftliche und öffentliche Ächten von Gewalttaten und Gewalttätern ein sehr wichtiger Schritt. Ludwigsburg setzt mit der Einführung dieses Gedenktages ein unübersehbares Stopp-Zeichen.“
Mit diesem Antrag möchten wir uns diesem Gedenktag für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen anschließen.
[1] https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/kurzmeldungen/DE/2024/11/lagebild-gewalt-gg-frauen.html
[2] https://www.deutschlandfunk.de/gewalt-frauen-femizide-100.html
[3] https://www.onebillionrising.de/femizid-opfer-meldungen-2025/