Der Equal Care Day (Tag der Sorgearbeit) ist ein Aktionstag, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Sorgearbeit wie z.B. Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und Hausarbeit aufmerksam macht. Die Festlegung auf den 29. Februar, der als Schalttag nur alle 4 Jahre stattfindet und in den Jahren dazwischen übergangen wird, weist darauf hin, dass Care-Arbeit als weitgehend „unsichtbare Arbeit“ gilt, die oft nicht wahrgenommen und nicht bezahlt wird. Der Tag symbolisiert außerdem das Verhältnis von bis zu 4:1 bei der Verteilung von Care-Arbeit und ruft in Erinnerung, dass Männer rechnerisch etwa vier Jahre bräuchten, um so viel private, berufliche und ehrenamtliche Fürsorgetätigkeiten zu erbringen, wie Frauen in einem Jahr. Das Anliegen dieses Tages ist es, die Aufgaben der Fürsorge und Pflege gleichmäßig auf alle Geschlechter zu verteilen, sie generell aufzuwerten und ihre arbeitsrechtlichen sowie gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern.
„Der Equal-Care-Day erinnert uns daran, dass Pflege und Betreuung nicht nur Frauenangelegenheiten sind. Alle Geschlechter spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung ihrer Familienmitglieder, Freunde und Gemeinschaften. Es ist wichtig, dass diese Verantwortung gleichermaßen aufgeteilt wird und nicht nur auf den Schultern weniger lastet,“ so Stadträtin Johanna Tiarks (LINKE). „Der Equal Care Day ermutigt uns, aktiv über die Aufteilung von Pflege- und Betreuungsaufgaben nachzudenken und soll dazu anregen, dass diese zukünftig gerecht verteilt werden. Es ist aber auch an der Zeit, dass wir Pflegende lauter werden und die Ungleichverteilung ansprechen. Es wird Zeit, die bestehenden Verhältnisse zu ändern. Denn ohne uns, funktioniert diese Gesellschaft nicht,“ so Tiarks weiter.
Fraktionssprecherin Laura Halding-Hoppenheit führt weiter aus: „Ich war lange alleinerziehende Mutter, ich weiß wovon ich spreche. Ich habe es mir aber nicht nehmen lassen, meinen Weg zu gehen. Es war aber ein deutlich schwierigerer Weg als der vieler Männer. Wir alle haben eine Rolle zu spielen, um sicherzustellen, dass Pflege und Betreuung als gleichberechtigte Verantwortung angesehen werden. Diese unsichtbare, aber unverzichtbare Arbeit ist das Rückgrat unserer Gesellschaft und doch wird sie oft übersehen, unterschätzt und unterbewertet.“ Halding-Hoppenheit mahnt: „Der Equal Care Day erinnert uns daran, dass die Wertschätzung unbezahlter Arbeit untrennbar mit der Bekämpfung von Geschlechterungleichheit verbunden ist. Solange Frauen weiterhin einen Großteil der Care-Arbeit leisten und dafür nicht angemessen anerkannt und entlohnt werden, werden wir keine echte Geschlechtergerechtigkeit erreichen.“
Dem schließt sich Tiarks an und ergänzt: „Überall begegnet mir eine ungleiche Geschlechterverteilung, auch in den Gremien der Politik. Insbesondere in den Verkehrs- und Stadtplanungsgremien in Deutschland saßen jahrzehntelang vorwiegend Männer. Die Folge sind autozentrierte Großstädte, in denen Männer zwar mit ihren Dienstwägen schnell zur Arbeit kommen, die aber weder für Fußgänger:innen oder Radfahrer:innen noch für Personen mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl geeignet sind, Stuttgart ist hierfür ein Paradebeispiel.“ Tiarks weiter: „Es ist aber nicht nur die männerzentrierte Stadtplanung, die Wichtigkeit der Sorgearbeit wird oft auch absichtlich nicht gesehen. Der Gender Care Gap ist eine der Ursachen für die systematisch finanzielle Schlechterstellung von Frauen und ihr hohes Altersarmutsrisiko. Es ist an der Zeit zu handeln und diese Geschlechterungerechtigkeit zu beenden,“ so Tiarks abschließend.