Begründung/Erläuterung:
Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Tabuthema. Kinder und Jugendliche stehen ihr oft absolut hilflos gegenüber, insbesondere, wenn sie dabei Personen aus dem Nahfeld (Elternteil, Personen aus dem familiären Umfeld) ausgesetzt sind.
Die Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften haben sich in der Zeit von 2018 bis 2021 verfünffacht. Die polizeiliche Kriminalstatistik von 2021 geht von einer Zahl von 60 000 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen aus. Das Dunkelfeld der Übergriffe ist weit höher.
Die betroffenen Kinder und Jugendlichen scheuen sich meistens, sich jemandem anzuvertrauen. Gerade weil Täter:innen es den Betroffenen einreden, fühlen sich die Kinder und Jugendlichen oft (mit-)schuldig und empfinden Scham. Unter dem Druck der Pandemie hatte sich KOBRA e.V. bereits zum Jahreswechsel 21/22 entschlossen, das Format der Onlineberatung zu erweitern, ohne dass dafür städtische Mittel bereitstanden. Dankenswerterweise wurden für das Projekt Mittel aus dem Förderverein im Jahr 2021 zur Verfügung gestellt. Für die Jahre 22/23 unterstützte der Verein Star Care die Online-Beratung. KOBRA e.V. beantragt zur Weiterführung dieses wichtigen Projekts die Aufstockung städtischer Mittel.
Das Online-Beratungsangebot bietet Kindern und Jugendlichen eine niedrigschwellige Möglichkeit, schnell und direkt Kontakt aufzunehmen und sich Unterstützung in ihrer Situation zu holen. Den Betroffenen stehen professionelle Berater:innen zur Seite, die ihnen in weiteren Schritten Hilfsangebote machen. Zudem haben die Online-Hilfesuchenden mehr Anonymität, mehr Kontrolle und mehr Sicherheit, da sie es selbst in der Hand haben, den Kontakt jederzeit abbrechen zu können und später auch wieder aufnehmen zu können. Die Beratung findet somit in einem geschützten Raum statt, sie für alle Klient:innen kosten- und barrierefrei.
Online-Beratung wird auch in Zukunft noch wichtiger werden, da davon auszugehen ist, dass die Internet-Nutzung von Kindern und Jugendlichen weiter zunimmt. Diese Form der Online-Beratung von KOBRA e.V. ist für einen verbesserten Kinderschutz unabdingbar und zugleich für die Betroffenen ein wichtiger „Türöffner“ für weitergehende persönliche Beratungen in der Beratungsstelle.
Mit einer 0,25-Fachkraftstelle könnte das Angebot der Beratung durch Mail und Chat für Kinder von 10 bis 18 Jahren langfristig im Beratungsangebot verankert werden. Die Online-Beratung ist für die betroffenen Kinder und Jugendlicher ein wichtiges Angebot und ein notwendiger Schritt für die Beratungsstelle KOBRA im digitalen Raum. Es ist geplant, diesen Beratungsansatz vor allem auch in Bezug auf Prävention zu erweitern.
Die Stadt Stuttgart finanziert der Beratungsstelle KOBRA e.V. aktuell 4 Vollzeit-Fachkraftstellen, damit verbunden ist ein prozentualer Anteil an Mietkosten, Investitionskosten, Sachkosten, etc. Für die beantragte Erhöhung um 0,25 Fachkraftstellen käme als erhöhter Betriebskostenzuschuss eine jährliche Summe von ca. 15 000 bis 16 000 Euro hinzu.
Wir beantragen:
- Die Stadt Stuttgart stellt für den Verein KOBRA e.V. Mittel zur Finanzierung einer zusätzlichen 0,25-Fachkraftstelle (EG 12 TvöD SuE) für die Onlineberatung für Kinder und Jugendliche in den Doppelhaushalt 24/25 ein.
- Zusätzlich werden Mittel für die Erhöhung des städtischen Betriebskostenzuschusses zur Weiterführung der Onlineberatung an der Fachberatungsstelle KOBRA e.V. in Höhe von ca. 15 000 bis 16 000 Euro jährlich bereitgestellt.