Wofür lohnt es sich hunderte Millionen Euro in die Hand zu nehmen? Für bezahlbaren Wohnraum, bessere Bezahlung des Personals, Ausbau und Vergünstigung des Nahverkehrs oder um die Folgen des Klimawandels für die Bevölkerung abzumildern? Bald darf der Gemeinderat die Finanzierungszusage zum mit Abstand größten Neubauvorhaben in rein städtischer Regie geben, dem Ersatzneubau für die Schleyerhalle, welcher dann mehr Menschen fassen soll, als die Mercedes-Benz-Arena in Berlin. Es geht um mindestens 250 Millionen Euro aus der Stadtkasse.
In der bisherigen Diskussion um den Neubau werden stets Vergleiche zwischen Städten angeführt. Stuttgart müsse im Wettbewerb des immer schneller, höher, weiter auch im Eventbereich mithalten können. Oft wird der Eindruck erweckt, es ginge dabei um die auftretenden Künstler:innen, doch im Kern geht es um die wachstumsgetriebene Eventindustrie. Die Nutznießer sind weniger die Kommunen als die Eventagenturen, die mit größeren Hallen mehr Tickets verkaufen, weniger Aufwand beim Bühnenaufbau haben und damit ihre Profite steigern.
In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels muss der Gemeinderat jetzt in Sachen Klimavorbehalt in die Gänge kommen. Dazu gehört, dass unter Beachtung des CO2-Ausstoßes nicht jedes Großprojekt realisiert werden kann, selbst ein modernster Neubau verursacht derart viel CO2, dass der klimaneutrale Betrieb sich rechnerisch meist erst nach ca.100 Jahren auszahlt –die jetzige Schleyerhalle ist 40. Die Stadt Stuttgart muss priorisieren wofür sie öffentliches Geld ausgibt und Personal sowie Handwerkerkapazitäten einsetzt. Verantwortungsvolle Politik heißt, dass klimazerstörerische Großprojekte in Stuttgart jetzt nicht umgesetzt werden dürfen!