Es muss nicht immer Jahre dauern, bis sich Projekte in der Kommunalpolitik verwirklichen lassen. Die Etablierung des ersten Open Piano für Stuttgart zeigt es. Nur knapp vier Monate hat unsere Idee eines „Klaviers für alle“ bis zur Umsetzung gebraucht. In der Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und der SSB nahm sie rasch Gestalt an. Ein gebrauchtes Klavier wurde ebenso gefunden wie eine witterungssichere Stellmöglichkeit im Charlottenplatz.
Mit dem Einstieg von Menja Stevenson bekam „Open Piano“ sein besonderes Gesicht – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Leiterin der Jugendkunstschule schuf mit Kindern und Jugendlichen ein Klavierwesen mit wimpernbesetzten Kulleraugen, vollen roten Lippen, Glitzeroutfit und Füßen: Die Open-Piano-Queen „La Queer“ war geboren. Pünktlich am Vorabend des CSD lud sie alle, die Lust haben, zum Spiel ein.
Doch aller Anfang ist schwer. Nur eineinhalb Tage blieb unsere Queen unbehelligt, ehe sie in der Nacht nach dem CSD von Unbekannten übel zugerichtet und ihr Mund in Stücke gerissen wurde. Doch Aufgeben war keine Option. Verarztet nach allen Regeln der Kunst war sie rasch wieder spielbereit.
Die Attacke hat „La Queer“ ungeahnte Popularität beschert. Bis in die Landesschau hat sie es geschafft. Und der Zuspruch der Bevölkerung, ob sie nun selbst in die Tasten greift oder „nur“ zuhört, ist enorm. Kein Wunder: Musik verbindet, ist kultur- und gesellschaftsübergreifend, überwindet Sprachgrenzen und schafft Fröhlichkeit. Die allermeisten Menschen verstehen und würdigen das. Und so hoffen wir, dass die Open-Piano-Queen noch vielen Passant:innen Gelegenheit gibt, den Charlottenplatz mit Tönen – und Freude zu füllen. Bis mindestens Ende September soll sie stehen bleiben.