Klimaschutz statt Rosensteinquartier – welche Auswirkungen hat der Verzicht jeglicher Bebauung auf das Stadtklima?

Wir beantragen:

  1. Die Abteilung Stadtklimatologie stellt vor, welche Auswirkungen auf das Stadtklima ein vollständiger Verzicht auf jegliche Bebauung auf den S21 Grundstücken hat – im Vergleich zu dem, was derzeit nach dem Entwurf der ASP-Architekten geplant ist (Vergleich Nullvariante versus Stand der Planungen)
  2. Die Abteilung Stadtklimatologie stellt vor, welche Auswirkungen eine Bebauung des Gleisbogenparks für das Stadtklima hätte.
  3. Die Abteilung Stadtklimatologie stellt vor, welche klimatologischen Optimierungsmöglichkeiten die Nullvariante böte, um sich noch besser zu wappnen, angesichts der aktuellen Einschätzung des Klimasachverständigenrats, wonach sich der der Südwesten Deutschlands bis 2040 um drei Grad höhere Temperaturen im Vergleich zu Beginn der Industrialisierung einstellen muss (StZ vom 22.3.23).

Begründung:

Schon früh hatten sich Befürworter von Stuttgart 21 zu einer Initiative als Lauf-Treff zusammengeschlossen. Unter anderem warben sie für das Projekt mit Versprechungen für eine Parkerweiterung. So war am 16. September 2010 in den Stuttgarter Nachrichten über diese Initiative für Stuttgart 21 zu lesen: „Die Befürworter nennen sich „Parkerweiterer“, verteilen Aufkleber, die Stuttgart 21 als Brezel darstellen – als „Knotenpunkt im Süden“. Die Lauf-Bewegung wird von den Stuttgart-21-Gegnern kritisch beäugt. Immerhin hat die Werbeagentur des 39-jährigen Christian List Kunden wie die Deutsche Bahn AG, die Landesmesse und Stadt Stuttgart auf der Referenzliste. Was den Stuttgarter Grünen Andreas Bühler den Verdacht äußern lässt, die Bahn AG sei heimlicher Auftraggeber.“

Im Juli 2019 wurde der internationale städtebauliche Wettbewerb zum Rosensteinviertel schließlich mit dem Wettbewerbsbeitrag des Stuttgarter Architekturbüros ASP als Sieger abgeschlossen. Zentrales Element ist ein 20 Hektar großer Gleisbogenpark. Diesem Wettbewerb mit der Parkerweiterung stimmten auch CDU, SPD, FDP und Freie Wähler zu.

Doch mit dem neuen Antrag 58/2023 („Rosensteinquartier – eine Jahrhundertchance der Stadtentwicklung in Stuttgart – Bevor weitere wichtige Entscheidungen getroffen werden, müssen alle Fakten auf den Tisch“) machen jetzt diese S21-Hardliner-Parteien einen Salto rückwärts und kassieren ein weiteres Versprechen. Der Gleisbogenpark (und damit die Parkerweiterung) soll dem Wohnungsbau geopfert werden. Begründet wird die Kehrtwende damit, dass sich seit dem Wettbewerb „zahlreiche gesellschaftliche Rahmenbedingungen geändert“ hätten. Dass der Gleisbogenpark zentrales Element des Siegerentwurfs ist, scheint in den Reihen von CDU, SPD, FDP und Freien Wählern niemanden zu stören.

Es scheint einzig und allein um Betongold zu gehen – kein Wort zu Klimaschutz, Klimaanpassung, Artenschutz, fehlender Entwidmung der Gleisflächen, Kapazitäten im Schienenverkehr, die eine Nutzung des Rosensteinquartiers für Stadtentwicklung unmöglich machen.

Die Stuttgarter Zeitung berichtete in der Ausgabe vom 22.3.23: „Nach Einschätzung des Klimasachverständigenrats muss sich der Südwesten bis zum Jahr 2040 um drei Grad höhere Temperaturen einstellen – im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung.“ Vor diesem Hintergrund, wird die Temperaturerhöhung für Stuttgart in seiner Kessellage noch etwas stärker ausfallen. Somit ist es besonders dringend geboten, dass die Aspekte Stadtklimatologie, Klimaanpassung, Klimaschutz und Verkehrswende in das Zentrum der Diskussion gerückt werden.