Die Schlange in der Hauptstätter Straße ist 50 Meter lang. Manche stellen sich bereits morgens um 8 Uhr an und nehmen eine Wartezeit von zwei Stunden in Kauf, bis der Tafelladen um 10 Uhr öffnet. Dann werden die Käufer:innen eingelassen, immer 50 an der Zahl. Das Angebot reicht von Gemüse über Brot und Milchprodukte bis zu Wurst und Tiefkühlpizza. Eine große Paprika kostet beispielsweise 15 Cent.
Die Schwäbische Tafel mit ihren vier Standorten in Mitte, Möhringen, Cannstatt und Fellbach finanziert sich bislang ausschließlich über Geld- und Lebensmittelspenden, sowie über Arbeitsplatzpatenschaften. Dieses Konzept kommt derzeit an seine Grenzen: In den letzten Jahren und insbesondere seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich die Kundschaft um 50 Prozent erhöht. Aktuell kaufen im Schnitt 450 Kund:innen täglich ein.
Die Stadt hat das Gebäude in der Hauptstätter Straße vor etwa fünf Jahren der Caritas abgekauft und möchte dort Büros einrichten. Seither hängt die Zukunft dieses Standorts in der Luft.
Unsere FrAKTION erwartet, dass die Stadt alles tut, dass die Tafel weiter an einem zentralen Standort zu leistbaren Konditionen ihre Arbeit machen kann. Der Mehrwert dieser wunderbaren Einrichtung reicht weit über den Verkauf von Lebensmitteln für von Armut betroffene Menschen hinaus. Die Tafel rettet einwandfreie Lebensmittel. Sie bietet ihren Käufer:innen auch soziale Kontakte, und damit Teilhabe und persönliche Hilfen an. Auch für die Menschen, die bei der Tafel arbeiten, ist die Tafel ein sozialer Ort, bei dem sie Gemeinschaft und sinnstiftende Tätigkeit erleben. Bei aller Sinnhaftigkeit sind Tafelläden aber auch Ausdruck eines kolossalen bundespolitischen Versagens in der Sozialpolitik.