PM zum Artikel und Kommentar von Frank Rothfuß in der Stuttgarter Zeitung vom 17.1.21 „Keine Rede von der Monarchie“ und „Geschichte muss erzählt werden“
Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN TIERSCHUTZ weist die unsachgemäße Kommentierung im Zeitungsartikel der Stuttgarter Zeitung vom 17.1.22 von Frank Rothfuß zum Historischen Volksfest zurück. Anstatt uns den Vorwurf einer „Geschichtszensur“ auszusetzen, hätte die Zeitung darüber berichten sollen, dass es gerade unserer FrAKTION darum ging, Geschichte ganzheitlich aufzuarbeiten. Anstatt einer Verklärung der ‚guten alten Zeiten‘ mit angeblich volksnahen und wohlwollenden Adeligen Vorschub zu leisten, forderten wir eine historische Einbettung der Darstellungen und Aufführungen beim Volksfest.
Unser Fraktionssprecher Hannes Rockenbauch wurde zitiert aus einem Protokoll des Verwaltungsausschusses (VA). Dieses Protokoll enthält – wie alle anderen Protokolle aus gemeinderätlichen Ausschuss-Sitzungen – keine wörtlichen Zitate, sondern sinngemäße Aussagen der Redner:innen. Zum Beleg der differenzierten Argumentation von Hannes Rockenbauch legen wir das vollständige VA-Protokoll vom Oktober 2021 als Anhang bei.
Es war unsere FrAKTION, die Augen öffnen wollte und eben nicht verschlossen hat. Wir riefen dazu auf, genau hinzusehen, mit welchen Herrschaftsmechanismen die Ausbeutung breiter Bevölkerungsschichten erfolgte und wie damit der Wohlstand des Adels abgesichert wurde. Das ist genau das Gegenteil von „Ohren und Augen zuhalten…“, wie es Frank Rothfuß zu Unrecht kolportierte.
„Vorab möchte ich festhalten, dass wir einem städtischen Zuschuss für das Historische Volksfest auf dem Schlossplatz zugestimmt haben. Auch kam uns nie der Gedanke, die Rotenberg-Kapelle, das Katharinenstift oder ähnlicher Unsinn, wie von Frank Rothfuß unterstellt, abzureißen. Ich habe lediglich vor einer potentiellen Verherrlichung monarchischer Systeme gewarnt und betont, froh darüber zu sein, heute in einer Demokratie zu leben“, sagt Hannes Rockenbauch und führt weiter aus: „Nach einer Diskussion im Gemeinderat, hatten wir uns geeinigt, dass Ausstellungen und Vorführungen in einen historischen Kontext eingebettet werden. Das ist genau das Gegenteil von Zensur an der Geschichte, nämlich deren ganzheitliche und breite Darstellung der Geschichte.“ Fraktionssprecherin Laura Halding-Hoppenheit unterstreicht: „Mit dem Fokus auf die Darstellung pompösen königlichen Lebens entsteht schnell der falsche Eindruck einer vermeintlich „guten, alten Zeit“. Daher müssten auch die unwürdigen Wohn-, Arbeits- und Lebensbedingungen der breiten Bevölkerung gezeigt werden. Schließlich beruht all der Prunk, die teuren Schlösser und die edle Kleidung des Adels ausschließlich auf der Ausbeutung der Bevölkerung, seien es damals Wengerter, Bauern oder protestierende Frauen gegen zu hohe Brotpreise gewesen. Letztere wurden übrigens damals auf Befehl des Adels mit roher Waffengewalt auseinandergetrieben.“
Luigi Pantisano, in der FrAKTION für die Themen Antidiskriminierung und Antirassimus zuständig, unterstreicht: „Nachdem auf Schausteller-Wägen und Pavillons des ersten Historischen Volksfests teilweise rassistische und kolonialverherrlichende Abbildungen zur Schau gestellt wurden und diese völlig unkommentiert blieben, beantragte unsere Fraktionsgemeinschaft, solche Darstellungen in Zukunft zu unterbinden. Wir begrüßen, dass sich im Zuge der anschließenden Diskussion im Ausschuss Wirtschaft und Wohnen der Gemeinderat einstimmig einigte, in den Verträgen mit den Schausteller:innen die Antidiskriminierungsklausel aufzunehmen. Wir erwarten jetzt aber auch, dass diesem Beschluss Rechnung getragen wird, und Schausteller-Wägen mit diskriminierenden Darstellungen keine Zulassung mehr gegeben wird.“ Luigi Pantisano führt weiter aus: „Ja, die Geschichte König Wilhelms ist untrennbar mit der Geschichte unserer Stadt verbunden. Damit verbunden sind aber auch die Schattenseiten wie Rassismus und Kolonialismus. Es ist unsere Aufgabe, dieses sensible Thema in Anträgen und Anfragen aufzugreifen. Wir sehen uns als Interessenvertretung für viele Menschen in unserer Stadt, die alltägliche Diskriminierung und Rassismus erleben müssen. Denn was rassistisch und diskriminierend ist, bestimmen die Betroffenen und niemand anderes.“