Ein denkwürdiges Jahr geht zu Ende. Für viele war es ein schwieriges, schlimmes Jahr. Wer hätte sich vor 12 Monaten vorstellen können, dass unsere rasende Fahrt auf der Einbahnstraße des „Höher Schneller Weiter“ noch irgendwie zu bremsen wäre?
Es war ein Jahr voller Erkenntnisse: Nach der Verabschiedung eines enttäuschenden Klimapakets Ende 2019 zeigte sich bereits mit dem ersten Lockdown im März: Klimaschutz ist keine Sache des Könnens, sondern des Wollens. Was Greta und FFF nicht vermochten, schaffte ein kleines Virus.
Klar wurde auch, dass Wirtschaftssysteme, die Einkommen an Erwerbsarbeit knüpfen, in Situationen wie dieser Pandemie, ebenso wenig tragen, wie kaputtgesparte Gesundheitssysteme. Es ist ein Skandal, dass eine bessere Entlohnung des an der Belastungsgrenze arbeitenden Pflegepersonals in unseren Kliniken, Pflege- und Altenheimen dennoch nicht in Sicht ist.
Es gibt aber auch Hoffnung: Anders als in manch anderem Staat bekannten und bekennen sich unsere Regierenden zum Mandat der Wissenschaft als primärer Orientierungsinstanz für die Politik. Wir dürfen uns hier in Deutschland als Solidargemeinschaft begreifen, für die der Schutz der Gesundheit und des Lebens der Menschen Vorrang hat vor Wirtschaftsinteressen und eigennützigen Freiheitsrechten.
Nach dem neuerlichen Lockdown als Weihnachtspräsent ist die Sehnsucht nach einer Rückkehr zur Normalität groß. Gleichzeitig wünscht man sich aber, dass die Stimmen derjenigen nicht verstummen, die sagen: Nach Corona darf es nicht weitergehen wie vorher. Herausforderung Nummer eins im neuen Jahr auch für Stuttgart bleibt mehr denn je, einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise und Erreichung des 1,5-Grad-Ziels zu leisten. Gegen die Klimakrise hilft kein Impfstoff!
Ob wir aus den Erfahrungen lernen? Die Chance ergreifen? Die Richtung ändern? Wo werden wir heute in einem Jahr stehen?