Die Corona-Pandemie schränkt alle massiv ein. Besonders hart trifft es die Schwächsten in unserer Stadt: Kinder und Jugendliche in benachteiligten Familien. In extrem beengten Wohnungen, Sozialhotels oder Gemeinschaftsunterkünften war der Alltag schon vor Corona schwierig. Jetzt steigert sich die Qual mit der Zunahme finanzieller Probleme durch den Wegfall von Jobs und günstigen Einkaufsmöglichkeiten bei engem Zusammenleben.
Manche Kinder und Jugendliche, die vorher in Kitas, Schulen, Sporteinrichtungen und Jugendhäusern willkommene Freiräume nutzten und sich durch abwechslungsreiche Angebote entfalten konnten, sehen sich plötzlich auf sich alleine gestellt. Schlimmstenfalls droht ihnen sogar häusliche Gewalt. Davor warnen auch Stuttgarter Expert*innen auf der Basis der Erfahrungen in anderen Ländern, wobei häusliche Gewalt keineswegs nur ein Problem in chancenbenachteiligten Familien ist.
Die jetzige Krise verschärft eklatant bestehende strukturelle Probleme. So ist z.B. in keinem anderen Land die Herkunftsfamilie so entscheidend für den Bildungserfolg wie in Deutschland. Wenn Kinder jetzt zu Hause mithilfe ihrer Eltern Aufgaben lösen sollen, stellen auch die Stuttgarter Lehrer*innen gerade fest, dass die von ihnen ausgegebenen Aufgaben, vor allem, wenn Arbeitsblätter per E-Mail geschickt werden, von chancenbenachteiligten Kindern nicht bearbeitet werden können, weil es an einem Computer, Drucker und Internetanschluss mangelt und ebenso an Rückzugsräumen.
Familien mit Kindern müssen nicht nur aus Gründen des Infektionsschutzes raus aus den beengten Sozialhotels und Gemeinschaftsunterkünften. Leerstand und verwaiste Hotels könnten für ihre Unterbringung angemietet werden. Unser Antrag muss endlich auf die Tagesordnung des Gemeinderats! Zudem ist zu überlegen, ob nicht eine Notfallbetreuung für diese Kinder eingerichtet werden kann.