Das hochinfektiöse Corona-Virus fordert uns als Individuen wie auch als Gesellschaft heraus. Jetzt müssen wir gemeinsam alles daransetzen, die steigenden Infektionsfälle zeitlich zu strecken. Jeder ist aufgerufen, verantwortungsbewusst zu handeln. Mit einer Pandemie dieser Dimension ist jedes Gesundheitssystem überfordert, vor allem dann, wenn es bereits im Normalbetrieb am Limit arbeitet. Sind wir wirklich gut gerüstet?
Wer erinnert sich nicht noch an Schlagzeilen wie „Es gibt zu viele Ärzte in Deutschland“, die ,,medizinische Überversorgung“ wurde beklagt und „mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen“ gefordert. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung postulierte im Sommer 2019: „Eine starke Verringerung der Klinikanzahl von aktuell knapp 1.400 auf deutlich unter 600 Häuser, würde die Qualität der Versorgung für Patienten verbessern und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal mildern.“ Sogenannte Strukturanpassungsmaßnahmen führten auch im Klinikum Stuttgart zu Einschnitten und zu einer enormen Arbeitsverdichtung bei Ärzteschaft und Pflegepersonal. Bereits im Jahr 2017 haben wir uns für eine Tarifzulage für alle Pflegekräfte eingesetzt – die von allen anderen Fraktionen abgelehnt wurde. Zudem fordert der Personalrat des Klinikums Stuttgart seit Jahren mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen.
Viele der heutigen Krisenmanager*innen in der Politik sind dafür verantwortlich, dass gemeinsam mit Unternehmensberatungen Krankenhäuser zu einem „rentablen Geschäft“ gemacht werden sollen. Was ursprünglich öffentliche Daseinsvorsorge war, wurde systematisch zum Medizinbetrieb umgebaut. Die wertvolle Arbeit von Pflegekräften und Ärzten wurde zum Kostenfaktor diskreditiert. Es rächt sich jetzt, dass jahrelange neoliberale Politik nicht nur zum Personalnotstand in Krankenhäusern, sondern auch in Rettungsdiensten und Gesundheitsämtern führte.