„Mit dem Vorschlag von Verkehrsminister Winfried Hermann wird jetzt endlich wieder über Kapazität und Leistungsfähigkeit des Stuttgarter Bahnknotens diskutiert“, sagt Hannes Rockenbauch, Fraktionssprecher von SÖS LINKE PluS und begrüßt, dass die Mythen der Bahn in Frage gestellt werden. „Wir haben mit Christoph Engelhardt einen unabhängigen Bahnexperten beauftragt, den Fahrplan in der Hauptverkehrszeit zu untersuchen“, sagt Thomas Adler, Fraktionssprecher von SÖS LINKE PluS. „Dabei wurde deutlich, was auch im Stresstest im Jahr 2011 deutlich wurde: es ist nicht einmal theoretisch möglich, die geplante Verdoppelung der Kapazitäten auf den acht Gleisen des unterirdischen Haltepunkts zu bewerkstelligen“, so Adler weiter.
Integraler Taktfahrplan – mit S21 unmöglich
„Dass ein integraler Taktfahrplan mit Stuttgart 21 nicht möglich ist, ist nun wahrlich keine neue Erkenntnis – dafür braucht es schon allein aus mathematischen Gründen mindestens 14 Gleise“, erläutert Hannes Rockenbauch. „Am Belegungsgrad wird deutlich, dass alles was die Bahn behauptet einer seriösen Überprüfung nicht standhält“, sagt Thomas Adler. „Die damaligen S21 Gutachter Heimerl und Schwanhäußer vertraten seinerzeit die Ansicht, dass ein Bahnhof mit einem Belegungsgrad von 56 Prozent voll ausgelastet bzw. überlastet sei. Jetzt macht die Bahn einen Fahrplan, der von unfassbaren 104 Prozent Auslastung ausgeht – hier wird mehr als deutlich, dass ein solcher Fahrplan niemals in die Umsetzung kommen wird“, so Adler weiter.
Fahrplan in der Hauptverkehrszeit – unfahrbares Wunschkonzert
„Bisher hat die Bahn in ihren Simulationen mehrere Gleise mit zwei Zügen belegt – jetzt geht sie noch einen Schritt weiter und belegt manche Gleise mit drei Zügen. Allein das ist schon mehr als fragwürdig. Wenn man sich aber genauer anschaut, wie das funktionieren soll, dann wird schnell klar – es ist ein reines Phantasiekonstrukt. Züge können gar nicht einfahren, weil die Kapazität schlicht und ergreifend nicht da ist“, sagt Hannes Rockenbauch. „Dieser Fahrplan ist eine reine Wunschvorstellung, die niemals umgesetzt werden kann. Diesen Fahrplan kann niemand optimieren – wenn man ein Problem löst, handelt man sich an anderer Stelle mindestens zwei weitere Probleme ein“, fasst Thomas Adler zusammen.
„Es bleibt nur ein Fazit: Der Kopfbahnhof muss erhalten bleiben – und zwar unabhängig davon, ob das Milliardengrab Stuttgart 21 jemals in Betrieb gehen wird oder nicht“, sind sich Adler und Rockenbauch einig.
Auftreten der Bahn im Ausschuss: unterirdisch
„Der neue Stil der Bahn ist es offenbar, sich nicht mehr der Diskussion zu stellen, sondern vorgefertigte Pressemitteilungen zu verlesen“, kommentiert Thomas Adler den Auftritt der Bahn im S21-Ausschuss des Gemeinderats am vergangenen Dienstag. „Wir fordern, dass sich Bahn, Stadt und Land einer öffentlichen und fundierten Diskussion mit unabhängigen Bahnexperten und Analytikern stellen und die von uns benannten Experten Christoph Engelhardt und Matthias Lieb anhören, statt weiter Mythenbildung zu betreiben“, so Rockenbauch abschließend.
2019-07-16 Engelhardt – Stuttgart 21, Zielfahrplan nicht fahrbar