Als ob es etwas Neues wäre wird dieser Tage in den Medien diskutiert, ob die Kapazität des unterirdischen Schrägbahnhofs S21 ausreichen werde, um den geplanten sogenannten Deutschlandtakt auch in Stuttgart umsetzen zu können. Die Scheinheiligkeit dieser Diskussion zeigt sich daran, dass diese Fragen schon vor Jahren beantwortet wurden: nein, die Kapazität reicht mit mickrigen acht Gleisen im Keller nicht aus! Dies wurde vielfach von unabhängigen Experten nachgewiesen – aber von den Befürwortern stets kleingeredet und ignoriert. Auch OB Kuhn hat 2016 behauptet: „Stuttgart 21 ist kein Rückbau, sondern gegenüber dem heutigen Kopfbahnhof ein Zuwachs“.Und dass Stuttgart 21 keinen integralen Taktfahrplan fahren kann ist ebenfalls alles andere als neu – es wird aber so getan, als ob dies plötzlich eine neue Frage wäre.
Vor allem die Verwaltungsspitze ist jetzt aufgerufen, sich den Realitäten zu stellen und die Illusion von einem neuen Stadtteil Rosenstein zu begraben. Will Stuttgart bei der angestrebten Verdoppelung der Fahrgastzahlen im Schienenverkehr der Bahn dabei sein, braucht es mehr als die acht Gleise. Wer jetzt immer noch glaubt, man könne den Kopfbahnhof einfach zumachen und den ganzen Schienenverkehr unter die Erde legen hat überhaupt nichts verstanden; ganz zu schweigen von nach wie vor ungelösten Fragen in Sachen Brandschutz, Hochwasserschutz, Feinstaubbelastung, gefährliche Gleisneigung, massive Probleme am Flughafen, ein Wassereinbruch in Obertürkheim und dem enormen Klimaschaden, der durch den Bau des dümmsten Bahnprojekts entsteht. Politik beginnt mit der Wahrnehmung der Realität – das muss endlich auch für S21 und das Rosensteinquartier gelten anstelle von blindem Fortschrittsglauben.