Das Unternehmen Opernsanierung geht ins fünfte Jahr. Der Spruch „Gut Ding will Weile haben“ bewahrheitet sich hier aber nicht.
Der ganz große Wurf sollte es werden! Nachdem man sich im Littmannbau von der Sanierungsbedürftigkeit überzeugte, begab sich eine dreißigköpfige Verwaltungsratsdelegation auf Opernreise, um sich in London und Kopenhagen inspirieren zu lassen. Die Intendanz der Staatstheater pokerte hoch. Sowohl für die zukünftige Opernspielstätte, als auch für den Interimsstandort sollte das Beste gerade gut genug sein.
Nur eines blieb durchgehend dürftig: Aussagen zu möglichen Kosten. Unvergessen bleibt eine Ausschuss-Sitzung 2016, in der sich viele Stadträt*innen mit ihrem Bekenntnis zur Oper reihenweise in geradezu religiöse Sphären verstiegen. Von diesen Höhenflügen ist nicht viel übrig. In der letzten Verwaltungsratssitzung stimmten zwar noch alle Fraktionen bis auf SÖS LINKE PluS in den Chor derjenigen ein, die auf eine Generalsanierung des Littmannbaus pochten. Doch nun bröckelt die fromme Allianz. Plötzlich können sich – bis auf die Grünen – fast alle einen Neubau vorstellen oder wollen dies zumindest geprüft wissen. Angesichts der Prognosen namhafter Architekten, dass die Verwirklichung der Kreuzbühne im Littmann-Bau finanziell zum Fass ohne Boden werden könnte, bekommen die ehemaligen Opernbekenner kalte Füße.
Der Rückzug auf den Boden der Realität kommt spät. Wertvolle Zeit wurde vertan. Nach fünf Jahren Planung scheint man heute wieder ganz am Anfang zu stehen. Die Verwaltung hat außer Intransparenz nicht viel zu bieten. Eine von uns seit langem geforderte Grundsatzdebatte im Gemeinderat über die Opernsanierung, die die Positionen klären könnte, steht aus. Stattdessen Konfusion allerorten.