Auch mit Moos nix los

Im Alleingang entschied die Verwaltung Mitte Juni, zwei vertikale Mooswände mit integrierter Sitzgelegenheit – sogenannte „City-Trees“ – an der B14 aufstellen zu lassen. Im Beisein der Presse wurden diese von OB Fritz Kuhn und Technikbürgermeister Dirk Thürnau wortreich angepriesen. Der Hersteller behauptete, ein solches Modul sei in der Lage, die Luft in einem Ausmaß von Schadstoffen reinigen, wie es satte 275 Bäume tun. Das technische Wunderwerk kompensiere also mit Leichtigkeit die Baumrodungen im Schlossgarten und der Innenstadt aus den zurückliegenden Jahren grüner Amtsführung, da sind die läppischen 30 000 Euro pro „City-Tree“ quasi ein Schnäppchen!

Nun lief es für den Oberbürgermeister und sein Gefolge aber nicht so optimal wie erwartet: Die behauptete Reinigungswirkung von 275 Bäumen hat der Hersteller vorsorglich von der Webseite entfernt. Reihenweise scheiterten Feldversuche in anderen Kommunen: „City-Tree verrottet im Essener Hbf“, titelte etwa die Zeitung Der Westen. „Spinnmilben haben dem City-Tree den Rest gegeben“, stellte das Medium fest. Man hätte nur nach Reutlingen blicken müssen: Das knappe Fazit der dortigen Baubürgermeisterin Ulrike Hotz: Das Projekt ist gescheitert, weil der Effekt ausbleibe.

Und Stuttgart? Die Verwaltung gibt sich schmallippig: Man habe etwas zu unkritisch die Hochglanzbroschüre des Herstellers zitiert, darüber hinaus gehe es nicht um Luftreinigung, sondern um Stadtbegrünung, wie der Pressesprecher kleinlaut zugeben musste. Wenig schmeichelhaft ist auch, dass das städtische Umweltamt bei der Beschaffung der City-Trees nicht eingebunden war und sogar aktiv davon abgeraten hatte. Angesichts von offenbar wirkungslosen und störanfälligen Anlagen wundert das wenig.